Hallo zusammen,
angesichts der aktuellen Situation rund um den Diskus (im Handel) möchte ich Euch mal meine Diskusanfänge reflektieren:
Im zweiten Lehrjahr (1985/1986) hatte ich endlich genügend Geld angespart (Nettolohn waren damals 480,- DM), um mir meine Traumfische kaufen zu können.
Die Situation damals war gänzlich anders: Es gab in Karlsruhe gleich 5 wirklich gute Aquaristikläden, wovon 2 regelmässig und 2 weitere ab und an Diskusfische anboten. Einer dieser Läden (Rex Aquaristik hat bis heute überlebt. Die anderen verschwanden über die Jahre hinweg.
Als Aquarium diente mir ein 380 l Becken (selbst geklebt, passend für einen alten Aquarienunterschrank, den ich von einem Vereinsfreund geschenkt bekam. Das "krumme" Litermass ergab sich aus den recht bescheidenen Glasschneidefähigkeiten, die ich damals hatte.
Ich erinnere mich nicht daran, dass es Aquariensilikon gegeben hätte. Roch das Silikon nach Essig, war es gut. Ich hatte damals transparentes Silikon verwendet.
Das Aquarium war also gebaut und diente mir ursprünglich zur Skalarzucht. Heutzutage würde man die Skalare als "Peru Altum" bezeichnen.
Als Beifische hatte ich ein paar Coyrdoras julii und vier Sturisoma aureum und einen kleineren Schwarm Neonsalmler.
Als der Entschluss gefasst war, dass ich Diskusfische pflegen wollte, habe ich mich von den Skalaren getrennt und das Aquarium umgestaltet.
Die komplette Bodenfläche wurde mit dem Eheim Bodenflutersystem ausgelegt.
Wer es nicht kennt - hier mal ein Bild davon:
Das System wurde druckseitig angeschlossen. Auf den Platten hatte ich etwa 4 cm stark Lavakies (so in etwa wie Seramis) geschichtet.
Gefiltert habe ich mit 2 Eheim Classic Thermofiltern (damals brandneu auf dem Markt) mit relativ geringem Filtervolumen (ich glaube die Filter hatten so ca. 5 - 8 l Volumen).
Für die Thermofilter entschied ich mich um möglichst wenig Technik im Becken zu haben und weil mir ein alter "Diskushase" berichtet hatte, dass sich bei ihm schon einige Tiere verbrannt hatten.
Wasserenthärtung war damals weit außerhalb meiner Möglichkeiten, das harte Wasser (GH 21, KH 15) wollte ich den Fischen aber auch nicht antun. Für die Erstbefüllung fuhren mein Vater und ich zur Eyachtalquelle (ich hatte damals noch keinen PKW-Führerschein) und für Wasserwechsel sammelte ich Regenwasser.
Gefiltert habe ich über Torf (kein anderes Filtermedium als Torf und der Bodengrund), den ich jeweils im wöchentlichen Wechsel susgetauscht habe. Der zweite Außenfilter hatte saugseitig einen Eheim Oberflächenabsauger und druckseitig einen Infusor.
Beleuchtet habe ich mit 2 1m langen T8 Tageslichttöhren an einer mechanischen Zeitschaltuhr.
Das war dann auch schon die gesamte Technik. Für solche Sachen wie pH-Messgerät, UV-Brenner usw. hatte ich kein Geld übrig (schließlich geht man in dem Alter auch öfters mal in Discos (bei mir waren das Rockfabriken und ähnliches) und mein Motorrad fuhr ja auch nicht mit Luft).
An Pflanzen hatte ich im Hintergrund Vallisnerien, einen Javafarn; in der mittleren Zone war eine Echynodorus und eine Anubia nana, im Vordergrund ein paar Sagittarien und als Schwimmpflanze Hornfarn.
Das "Hardscape" war aus heutiger Sicht erbärmlich und nicht mal ansatzweise artgerecht: 2 Brocken Morkienholz (keine Unterstellmöglichkeiten für die Fische) und 2 halbe Kokosnüsse.
Ein paar Apfelschnecken und Turmdeckelschnecken komplettierten den Besatz.
Und als ich dann endlich das Geld für die Diskusfische zusammen hatte (150,- DM für einen ca. 12 cm großen Wildfang / 7 Tiere konnte ich mir leisten) nahm ich mir mehrere Tage über ein paar Wochen verteilt frei (ich glaube mich zu erinnern, dass Rex in der Saison immer Mittwochs neue Tiere bekam) und holte in drei Etappen meine Könige ab.
Etwa ein Jahr lang wuchsen die Tiere bis auf etwa 15 - 16 cm heran. Dann wurden sie geschlechtsreif und es fand sich ein Paar.
Eine wirklich geplante Zucht war es nicht; ich hatte auch keine weiteren Aquarien zum Großziehen (mein Vater hatte seinen Aquarienkeller inzwischen aufgelöst).
Also habe ich der Natur ihren Lauf gelassen und ab und an hat das Paar auch eine Brut durchgebracht (insgesamt fünf Bruten in zwei Jahren). Ich habe die Jungfische mit gekochtem zerdrückten Eigelb und Artemianauplien jeweils auf 5 cm Größe herangezogen und dann entweder an Rex oder auch ab und an ein paar Tiere beim Zoo Brehm) verkauft und / oder gegen Futter getauscht.
Das mit dem Futter war damals wesentlich schwieriger als heutzutage: Im Sommer hatte ich Wasserflöhe und Mückenlarven in den Regentonnen und einmal im Monat war ich tümpeln. Der Winter war recht karg: Es gab tiefgefrorene Mückenlarven und Trockenfutter. Eine Auswahl wie sie heutzutage der kleinste Zooladen bietet war unvorstellbar.
Aufgrund der schwierigen Wasserwerte bzw. mühsamen Beschaffung von Regenwasser wechselte ich pro Woche etwa 10 - 15% des Aquarieninhalts. Ich sehe den damaligen Erfolg in erster Linie im Bodengrundfilter und der artgerechten Ernährung.
Im Prinzip war es da als eine sehr simple Form der Aquaristik. Das Wasser war sicherlich weich und leicht sauer, aber der einzige Wert, den ich bei dem Aquarium je gemessen habe, war die Temperatur (28° C).
Die Futterbeschaffung und das Torfgematsche waren zeitintensiver als Online-Futterbestellungen oder Umkehrosmose; aber den Tieren ging es gut!
Zumindest, bis ich - ich meine, es war im Spätsommer 1991 - einen der Filtertöpfe mit Torf aus einem frischen Sack befüllt habe, den Wasserwechsel gemacht und für ein verlängertes Wochenende zu meiner damaligen Freundin (die später zu meiner ersten Frau wurde) nach Duisburg fuhr.
Montags fuhr ich direkt von Duisburg aus zur Arbeit und in der Mittagspause sah ich das Elend: 3 Wildfänge tot (darunter das Zuchtpaar), 2 am jappen und die anderen beiden mehr tot als lebendig. Ich versuchte zu retten, was zu retten war und verlor aber durch den Vorfall die Freude am Diskus. Ich verkaufte nach ein paar Wochen die 4 Fische, alle Beifische und die Apfelschnecken. Das Aquarium wurde geleert und verschenkt. Meine fischlose Lebensphase brach an.
Obwohl ich damals für knapp ein Jahr nach Duisburg umzog und mir regelmässig bei meinem Schwager und in Norbert Zajak's altem Laden sprichwörtlich die Nase plattgedrückt habe blieb ich bis 2008 eisern!
Morgen suche ich Euch den Artikel mit den Bildern vom Zuchtpaar raus und verlinke ihn hier und wenn ich Zeit und Lust habe, setze ich diesen Ausflug in meine Diskusvergangenheit mit meinem Wiedereinstieg vor ein paar Jahren fort...