Hallo zusammen,
da ich nun schon vom Vierten in dieser Woche lese, der einen Nitritpeak hat(te), sollten wir vielleicht einmal näher auf das Thema eingehen...
Zunächst einmal Grundsätzliches:
Von einem Nitritpeak spricht man bei einem schnellen Anstieg des Nitritgehalts, der nicht durch die bestehende (biologische) Filterleistung, der Nitrifikation, zeitnah abgebaut werden kann.
Die möglichen Ursachen sind:
Neue, nicht eingefahrene Filter,
ein zu geringes Filtervolumen,
die Erhöhung des Beckenbesatzes,
eine Schwächung der Filterbakterien durch Medikamenteneinsatz oder das zu gründliche Reinigen des Filters,
ein längerer Stromausfall, während dem der Filter nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde.
Prinzipiell kann man sagen, dass bei jeder Erhöhung des Besatzes ein Anstieg des Nitritgehalts auftritt. Wird aber nur moderat "aufgestockt" und hat man einen leistungsfähigen Filter, entsteht i.d.R. kein Problem.
Das Wichtigste: Vermeiden von Nitritpeaks im Vorfeld
Beim Einfahren eines Aquariums, oder eines neuen Filters sollte man sich Zeit lassen!
Die Filtermedien, die eine entsprechende Besiedelungsfläche bieten (also eine raue und/oder poröse Oberfläche oder Struktur) werden ganz alleine von nitrifizierenden Bakterien (Bakterienstämme, die sich von Nitrit ernähren und als Stoffwechselabbauprodukte Nitrat ausscheiden) besiedelt.
Diesen Vorgang kann man beschleunigen, in dem man
a) gezielt Filterbakterien (gibt es in Reinform im Zoohandel zu kaufen - oder man bringt Filterschlamm, besiedelte Filtermedien oder ähnliches aus einem eingefahrenen Filter ein) ansiedelt
b) die Bakterien anfüttert (kleine Mengen Flockenfutter, minimal Milch, etc.) ins Becken gibt
c) das Becken allmählich besetzt (z.B. zuerst Garnelen / Schnecken, danach Welse, dann die Diskus)
Hier gilt in erster Linie: Geduld ist eine Tugend! Aber bei allem langsamen und bedachtem Vorgehen darf man nicht aus den Augen lassen, dass die Bakterien IMMER Futter und Sauerstoff benötigen.
Wie reagiert man, wenn die Fische (bereits) da sind?
Das erste und wichtigste Mittel zur Abhilfe sind großzügige Wasserwechsel.
Während eines Peaks sollte man sparsam (oder gar nicht) füttern.
Je nachdem, was ursächlich ist, muss man evtl. das Filtervolumen erhöhen oder den Filter neu animpfen.
Als zusätzlich hilfreich erwiesen sich sera Nitrivex, EasyLife, Tetra SafeStart.
Während ein Filter neu besiedelt wird, sollte man auf den Einsatz eines UV-C-Klärers verzichten.
Warum ist Nitrit so gefährlich?
Nitrit ist toxisch. Viel dramatischer ist jedoch, dass Nitrit das Hämoglobin der roten Blutkörperchen in der Aufnahme von Sauerstoff behindert.
Die Tiere leiden an Atemnot. Jungfische können bei länger andauernden Problemen Spätfolgen wie z.B. Wachstumsstörungen aufweisen. Dennoch sind junge Diskusfische "nitrit-toleranter" als adulte.
Kleinere Fischarten wie Welse, Salmler, etc. reagieren oftmals empfindlicher.
Werte um 0 mg/l sind ideal und sollten die Norm sein. Werte bis 0,2 mg/l bedürfen zumindest einer sorgfältigen Beobachtung und sollten durch einen 50%igen Wasserwechsel verdünnt werden. Alle Werte darüber sind überhaupt nicht akzeptabel und es müssen sofortige Gegenmassnahmen ergriffen werden!
Das "Abbauprodukt" Nitrat
Zum Nitrit gehört logischerweise auch das Nitrat, das am Ende der Nitrifizierung entsteht. Nitrat ist für Fische ungefährlich (zumindest in normaler Konzentration) und dient Pflanzen als Nahrung. Werte bis zu 100 mg/l werden vom Diskus problemlos ertragen; dennoch - und gerade beim Wachstum von Jungfischen - sind niedrigere Werte anzustreben. Ideal sind Werte um die 20 mg/l; in gut bepflanzten Becken darf es auch mal etwas mehr sein. 50 mg/l sollte aber die Obergrenze in der Aquaristik sein, um sicherzustellen, dass es den Tieren gut geht.
Unter Umständen kann übrigens Nitrat auch zu Nitrit zerfallen; dies wurde insbesondere bei sogenannten Altwasseraquarien gelegentlich beobachtet.
Nitrat ist ein Stoffwechselabbauprodukt und sollte - wie sämtliche anderen organischen Abbauprodukte nicht im Übermass in Aquarien vorkommen!
Ich hoffe, dieser "Leitfaden" hilft zukünftig Probleme zu vermeiden und würde mich freuen, wenn er dazu beiträgt, den Fischen Leid zu ersparen.
Ihr seid herzlich eingeladen ergänzende Hinweise - aber auch andere Meinungen - beizutragen, um dem "Mysterium" Nitritpeak den Schrecken zu nehmen!