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Thema: Symphysodon aequifasciatus, discus und haraldi - Der Diskusbuntbarsch  (Gelesen 15634 mal)

Offline Norbert Koch

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Abbildung: Alenquer-Curipera-Mix WFNZ F2 aus der Diskuszucht von Sascha Stein

Gattung

Diskusfische oder Diskusbuntbarsche (Symphysodon) sind eine Gattung der Süßwasserfische in der Familie der Buntbarsche aus dem Amazonasstromsystem im tropischen Südamerika. Sie werden unterteilt in drei Gattungen: Symphysodon aequifasciatus = Der grüne Diskus, Symphysodon discus = Heckel-Diskus, echter Diskus oder Pompadurfisch und Symphysodon haraldi = Der braune Diskus. Auf die einzelnen Merkmale einzugehen würde den Rahmen sprengen. Die derzeit verfügbaren Farbschläge entstammen ursprünglich aus den Gattungen Symphysodon aequifasciatus oder Symphysodon haraldi.

Merkmale

Von anderen Cichliden unterscheiden sich Diskusbuntbarsche durch ihren stark zusammengedrückten und hochrückigen Körperbau. Gemeinsam mit den nicht verlängerten, gerundeten Rücken- und Afterflossen, die aufgrund ihrer starken Beschuppung kaum angelegt werden können, dem langen rundlichen Stirnprofil und der sehr kurzen Schnauze mit kleinem Maul und wulstigen Lippen, bieten sie das Erscheinungsbild der namensgebenden Diskusscheibe.

Die transparenten und relativ großen Brustflossen, die bis zur Körpermitte reichen, sind abgerundet. Die schmalen und langen Bauchflossen laufen spitz zu und sind oftmals kräftig gefärbt.

Oft liegt ein breiter Vertikalstreifen über dem dunkelbraunen bis leuchtend roten Auge. Bei den ursprünglicheren farbvarianten und den Wildformen verteilen sich insgesamt sieben bis neun weitere Transversalstreifen über den Körper; der letzte liegt immer an dem ebenfalls stark beschuppten Schwanzflossenansatz. Je nach Art bzw. Vorkommen treten diese Bänder stimmungsabhängig mehr oder weniger intensiv hervor.

Diskusbuntbarsche verfügen über eine deutlich reduzierte Bezahnung des Schlundknochens. Aber die Symphyse, die Nahtstelle zwischen den beiden Kiefern, trägt wenige einspitzige Zähne. Auf dieses besondere anatomische Merkmal nimmt der wissenschaftliche Gattungsname bezug.

Vorkommen

Ihr bisher bekanntes, sehr großes Verbreitungsgebiet in Amazonien erstreckt sich von der peruanischen Stadt Iquitos im Westen bis zum Beginn des Amazonasdeltas vor der brasilianischen Atlantikküste.
Aus dem Hauptstrom, dem sogenannten Solimoes heraus, haben sich Diskusbuntbarsche die Unterläufe aller großen Amazonas-Zuflüsse erschlossen. Innerhalb dieses riesigen Bereichs, nahe unterhalb des Äquators, sind die Vorkommen nicht geschlossen.
Sie liegen zwar dicht beieinander bleiben aber überwiegend inselartig. Dies hat zur Ausbildung von sehr unterschiedlich gezeichneten und gefärbten Populationen und schließlich zur wissenschaftlichen Beschreibung mehrerer Arten und Unterarten geführt.

Ökologie

Prof. Dr. Rolf Geisler stellte fest, dass Diskusbuntbarsche alle Gewässertypen (Weiß-, Klar-, Schwarz- und Mischwasser) Amazoniens besiedeln.
Immer war das Milieu relativ lebensfeindlich, also recht warm (mindestens 29 bis zu 34,2 °Celsius), im sauren Bereich (pH-Werte zwischen 4 und 6,5) sowie weitestgehend frei von gelösten Mineralien und organischen Belastungen (elektrische Leitfähigkeit < 30 µS/cm, Gesamthärte < 1 °dGH, Gesamtammoniumgehalt < 0,5 mg/l).
Diskusbuntbarsche leben in den Ufer- und Überschwemmungsbereichen der Gewässer. Ihre Habitate sind in der Regel vegetationsfrei aber durch Wurzeln, Totholz, dicke Falllaubschichten oder überschwemmte Landvegetation strukturiert und dadurch deckungsreich.
Gelegentlich bedecken Schwimmpflanzen und "schwimmende Inseln" ihre Biotope. Diskusbuntbarsche wurden aber auch schon über zerklüfteten und scharfkantigen Lavariffen und in felsigen, nischenreichen Uferzonen angetroffen.

Ernährung

Diskusfische ernähren sie sich überwiegend von Zooplankton, Insektenlarven, kleinen Borstenwürmern, kleinen Süsswassergarnelen und pflanzlichem Detritus. Einen besonders großen Anteil an der Ernährung haben Eintagsfliegen-, Zuckmücken- und Büschelmückenlarven.
Nahrung, die sich im Bodengrund oder unter pflanzlichem Substrat verbirgt, wird durch Anpusten mit einem gezielten Wasserstrahl freigelegt und dann aufgenommen.

Parasiten / Krankheiten

Offenbar sind alle wildlebenden Diskusbuntbarsche von Parasiten befallen. Vor allem Darmflagellaten und Kiemenwürmer werden als regelmäßige Begleiter festgestellt. Gesunden Wirtstieren schaden sie aber konstitutionell nicht. Insgesamt sei erwähnt, dass gut gepflegt und ernährte und immer mit reichlich Frischwasser versorgte Diskusfische recht robust sind.
Eine "Diskus-typische" Krankheit stellt die Lochkrankheit dar; sie ist eine Mangelerscheinung (durch Fehlernährung, ungünstige Wasserwerte oder Schwächung durch Parasiten), in deren Verlauf hauptsächlich der Kopfknorpel der Tiere aufgelöst wird und als milchiges Sekret aus kleineren oder im fortgeschrittenen Stadium größeren Löchern austritt. Im Anfangsstadium ist die Lochkrankheit durchaus in den Griff zu bekommen. Bewährt hat sich eine Kombination aus reichlich Frischwasser (evtl. aufgehärtet) mit Huminstoffen und Vitamin D-reiches Futter.
Weitere Krankheiten sind die üblichen Zierfischkrankheiten, aber auch oftmals bakterielle Entzündungen oder Hautschäden.

Da der Diskus ein wesentlich robusterer Fisch ist, als viele denken, gehe ich hier jedoch nicht weiter auf die Krankheiten ein, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich um kränkliche Tiere handelt.

Fortpflanzung

Diskusbuntbarsche erreichen die Geschlechtsreife in einem Alter zwischen sieben und achtzehn Monaten.
Sie leben in mehr oder weniger großen sozialen Verbänden, in Schulen, aus denen heraus sich Paare bilden. Die während der Balz deutlich hervortretende Legeröhre des Weibchens, ist das einzige sichere Merkmal zur Unterscheidung der Geschlechter.
Nach Geisler steht die Fertilität in Korrespondenz mit der Verfügbarkeit bestimmter Nährtiere (Süßwassergarnelen der Gattung Macrobranchium), die den Hormonhaushalt der Fische beeinflussen. Gezüchtet wird in sehr weichem Wasser mit möglichst geringem Leitwert (unter 150 µS/cm).
Nach einer nur wenige Stunden dauernden, ritualisierten Vorbalz, wird ein Laichsubstrat ausgewählt, bei dem es sich immer um eine belebte (Pflanzenteil) oder unbelebte (Holz, Stein, Laichkegel, Scheibe, etc.) und meistens senkrechte Fläche handelt.
Der ausgewählte Laichort wird von dem Paar mit den Mäulern gründlich gereinigt. Aus den bis zu 300 Eiern (durchschnittliche Länge 1,4 mm, Breite 1,17 mm), die mit kurzen Haftfortsätzen an dem Substrat kleben, schlüpfen die Larven nach etwa sechzig Stunden.
Anschließend werden die Larven, die ebenfalls über Haftorgane verfügen, wiederum an einer senkrechten Fläche traubenförmig befestigt. Bis sie freischwimmen, werden sie von beiden Eltern mehrmals umgebettet. Etwa vier Tage nach dem Schlupf schwimmen die Larven frei und beginnen sofort mit der Nahrungsaufnahme. Die erste Nahrung ist ein Hautsekret, das beide Eltentiere während der Brut bilden. Dafür verantwortlich ist das Hypophysenhormon Prolaktin. Es wirkt sich nicht nur ethologisch auf das Brutpflege- und Sozialverhalten der Diskusbuntbarsche aus, es führt auch zu einer leichten Schwellung der Oberhaut und regt die Vermehrung der Schleimzellen an.
Das ist wichtig, weil sich die Larven von der Oberhaut ihrer Eltern ernähren: sie beißen winzige Partikel aus der elterlichen Epidermis, in der sich während der Brutpflegezeit Kohlehydrate und Fette anreichern. Diese Art der Larvenernährung wurde zwar auch bei anderen Buntbarschen beobachtet (Pterophyllum altum, Australoheros facetum und Astronotus sp.), ist aber nur bei den Diskusbuntbarschen so einzigartig ausgeprägt.
Bei der Jungfischernährung lösen sich die Eltern regelmäßig ab, wobei sie ihren Nachwuchs durch Bewegungs- und Farbreize zum Wechsel anregen. Ab etwa dem vierten Lebenstag beginnen die Diskuslarven mit der Aufnahme anderer Nahrung, sind aber wenigstens zwei Wochen auf die Elternhaut als Grundnahrung angewiesen. Ab etwa zehn Tagen sollte man anfangen zusätzliches Futter (Artemien-Nauplien, Staubfutter, gekochtes, zerriebendes Eigelb, etc.) zu reichen.
Ab dem Moment des Zufütterns ist das Wasser regelmässig und großzügig zu wechseln. Anfangs sollte behutsam aufgehärtet werden, um Fehlbildungen durch Mineralienmangel zu vermeiden.
Der Zuchtansatz erfolgt idealerweise in kleineren Aquarien (sogenannten zuchtwürfeln) bis etwa 200 Liter Volumen. Ab der vierten bis sechsten Woche sollten die Jungfische MIT den Elterntieren in ein größeres Becken umgesiedelt werden, nach etwa acht bis zehn Wochen entfernt man die Elterntiere.

Daneben gibt es auch die elternlose Zucht, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte.
Mit der Entwicklung künstlicher Aufzuchtmethoden begann in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts auch die selektive Form- und Farbenzucht. Zahlreiche Zuchtformen tragen fantasievolle Namen wie „Ghost“, „Blue Diamond“, „Marlboro Red“ oder „Leopard Snakeskin“ und zeigen bereits deutliche Domestikationserscheinungen (so können viele dieser Fabrvarianten ihre Stimmungen nicht mehr durch Streifen mitteilen). Nur eine dieser Zuchtformen ist reinerbig: Der auf einem mit massiven Gewebsdeformationen der Oberhaut einhergehenden genetischen Defekt beruhende „Pigeon Blood“.

Name:Symphysodon aequifasciatus, S. diskus und S. haraldi
deutscher Name:Diskusbuntbarsch
Gruppenverhalten:Gruppentiere (am Besten in Gruppen ab 8 Tieren halten)
Temperaturbereich:27° - 32° Celsius
Wärmetherapie möglich?Ja, bis 35° Celsius
Futter:Verschiedene Mückenlarven, Artemien, Krill, kleine Garnelenarten, aber auch Trockenfutter
Bodengrund:Möglichst Sand in der Körnung 0,8 bis 1,2 mm
Wasserwerte (ideal):GH 2 bis 8° dGH, KH bis 5° dKH, pH 5 bis 7,5 (je nach gepflegter Art)
Verhalten:Barschtypisch während der Balz und der Brut oftmals ruppig, revierbildend; jedoch größtenteils friedlich
Vergesellschaftung:Siehe RGD

Quelle(n): Diverse Literatur und die beiden Wikipedia-Artikel zu den Diskusbuntbarschen.
« Letzte Änderung: 16-10-2011, 09:40:51 von Norbert Koch »
Freundliche Grüße aus Bad Aibling

Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
Internet: https://nobby-ka.de (schon sehr bald auch mit einem Aquaristik-Bereich)

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Es gibt für alles eine logische Erklärung - man muss nur lange genug danach suchen!