Hallo zusammen,
wenn man sich in Fragen Diskus beliest, dann stößt man spätestens bei der Frage " Becken bepflanzen" auf die folgenden Antworten:
"Ein Diskusbecken mit Pflanzen, dies geht überhaupt nicht";
"es entspricht nicht dem Biotop der Tiere";
"Pflanzen tragen zur bakteriellen Belastung des Diskusbecken bei";
"Pflanzen sind Ablagerungsstätten von Mulm" usw.
Es gibt kein intensiver und konträrer diskutierteres Thema als die Bepflanzung eines Diskusbecken und viele Neueinsteiger sowie gestandene Diskushalter scheuen den Schritt zum bepflanzten Diskusbecken.
Ich möchte hierzu meine Gedanken dokumentieren, ohne zu wissenschaftlich zu werden und nur auf meine eigenen langjährigen Erfahrungen zurückgreifen.
In jeden der aufgeführten und weiteren nicht aufgeführten Argumente gegen ein bepflanztes Diskusbecken steckt ein Körnchen Wahrheit, aber die Ursache liegt in der oftmals falschen Herangehensweise und den daraus entstehenden Problemen.
Frau Wilstermann-Hildebrand veweist in ihren Artikel "Pflanzen im Diskusbecken
Zusätzlich erfüllen Pflanzen im Aquarium viele weitere Funktionen. Sie bieten Rückzugsmöglichkeiten, Deckung und Beschattung. Sie nehmen Harnstoff, Ammonium, Nitrat und Phosphat auf. In bepflanzten Aquarien ist sogar die Keimbelastung deutlich geringer als in unbepflanzten. Für die sensiblen Diskus sind Pflanzen im Aquarium also von Vorteil.
weiter führt sie aus:
Oft fürchten Diskus-Halter, dass mit den Pflanzen fischpathogene Flagellaten oder Würmer ins Aquarium kommen. Das ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. Amazonas-Schwertpflanzen, Wasserkelche und viele Stängelpflanzen werden über Wasser produziert und kommen nicht mit Fischen oder Fischkrankheiten in Kontakt. Sie können also keine Überträger von Fischkrankheiten sein.
Und was den Mulm angeht muss ich sagen, dies ist wesentlich mit dem Fütterungsverhalten des Besitzer in Zusammenhang zu bringen. Ich habe keinen Mulm in meinen Becken, da primär Lebendfutter, Granulat und TK( w.ML,Arthemia) gereicht wird.Dieses Futter reiche ich in Maßen, denn in der Natur ist auch nicht städig Futter verfügbar.
Ich füttere kein Warmblüterfutter, welches durch seine Staubwolken sich überall niederschlägt und damit zur Bakterienschleuder wird.
Und zum Argument:
es entspricht nicht dem Biotop der Tiere
ein Videosclip, beachte von 2:48-3:02 den unteren Rand des Film
Ein Diskusschaubecken im Wohnzimmer muss nicht nur mit Wurzeln und Rückwand gestaltet werden sondern kann durch die optisch ansprechende Gestaltung mit Wasserpflanzen zu einen Hingucker werden. Ein Becken im Hobbyraum, wo andere Prämissen im Vordergrund stehen, sollte nach der bevorzugten Zielstellung eingerichtet werden und findet hier keine weitere Erwähnung.
Wenn wir von einen Schaubecken sprechen, dann bezieht sich dies nicht auf ein Becken mit 5-8 Pflanzen von Echinodorus, Vallisnerien, Anubia oder Crytocorynen sondern auf einen gezielt ausgesuchten Pflanzenbestand, welcher sowohl optisch als auch farblich einen Blickfang bietet, ohne dass hierbei die eigentlichen Hauptakteure in den Hintergrund gedrängt werden.
Aber beginnen wir der Reihe nach.
1. BodengrundEin Planzenbecken benötigt einen höheren Bodengrund als dies für ein pflanzenloses Becken notwendig wäre.
Man kann von einer Bodenhöhe von 5cm im Grundsatz ausgehen, ab dieser Höhe finden alle Wasserpflanzen den notwendigen Halt für ihr Wurzelwerk.
Persönlich gute Erfahrungen habe ich mit einer Höhe von 7cm gemacht. Ab dieser Höhe können sich anoxische Zonen bilden, die aber keinerlei schädigende Wirkung auf das Milieu im Aquarium ausüben. Im Gegenteil, selbige werden von den Wasserpflanzen mit dem Wurzelwerk durchdrungen, da sie notwendige Spurenelemente für deren Wachstum bereitstellen. Aus diesen Bereichen herausgezogene Wasserpflanzen hatten ein weißes Wurzelwerk mit zahlreichen feinen Verästellungen. Die im anoxischen Bereich befindlichen Triebe waren leicht schwarz gefärbt aber in keiner Weise faulig.
Hinsichtlich der Korngröße des verwendeten Bodengrund bildete immer ein Quarzkies in der Korngröße von 0,4-1,4mm die Grundlage für den Bodengrund. Selbiger lässt keine organischen Abfälle hinein und ist für das natürliche Verhalten der Diskus, dem Aus- oder Aufblasen von Futter jeglicher Art ideal. Außerdem hat er die perfekte Korngröße für unsere Corydoras zum gründeln.
Grundsätzlich rate ich von dem Einbringen jeglicher Nährböden zur Langzeitdüngung ab. Bedingt durch die etwas höheren Temperaturen im Diskusbecken (27°C) sind diese Produkte der Ausgangspunkt vieler Probleme bei der Pflege der Tiere. Hiervon zeugen in allen Diskusforen die Hilferufe bei Haltungsproblemen und im Ergebnis die Bestimmung der Ursache.
Eine hilfreiche Unterstützung beim Wachstum der Pflanzen ist das Einbringen von Ton in den Bodengrund. Ich praktiziere dies bei den im Pflanzplan festgelegten Standorten der Cryptocorynen, Echinodorus und Vallisnerien mit sehr guten Erfolg schon seit Jahren. Diese Tonschicht hat keinerlei negative Auswirkungen auf die Wasserqualität des Diskusbecken. In den Ton kann man noch 1-2 Düngetabletten (je nach Größe der Pflanzfläche) für Cryptocorynen oder Eisendünger bei Vallisnerien und Echinodorus einarbeiten.
Grundsätzlich rate ich von jedwedem Mulmen des Bodengrundes ab, da, wie bereits erwähnt, diese Körnung keinerlei organische Stoffe eindringen lässt und erst durch das Mulmen selbige in den Boden eingetragen werden und dort faulen( Bildung von Schwefelwasserstoff als Faulgas).Auch sollte auf den Einsatz von Turmdeckelschnecken verzichtet werden, trotz der vielfachen verkaufsfördernden Argumente der Verkäufer.
Grundsätzlich immer nur eine Korngröße des Bodengrund verwenden um ein verdichten zu vermeiden.Möchte man Areale mit feinen Sand gestalten, dann diese mit am Bodengrund hochkannt festgeklebten Objekten( Schieferplatten oder ähnliches) abgrenzen.
2.Wasserpflanzen2.1 Neueinrichtung eines DiskusbeckenWer den Start in die Diskushaltung mit einen Pflanzenbecken beginnen möchte, der sollte folgendermaßen an die Planung und Aufführung herangehen:
Erster Grundsatz hierbei ist, dass die Diskus eine Mindestgröße von 10cm besser 12cm haben sollten um nur noch 3mal täglich füttern zu müssen.
2.1.1 Pflanzplan
Ein neu einzurichtendes Becken verlangt zuerst die Überlegung dahingehend, wie möchte ich selbiges mit Pflanzen ausstatten:
a) kein Bezug zum Biotop Südamerika
b) Pflanzen aus dem Biotop Südamerika
c) welche Farbaspekte und welches Aussehen der Pflanzen sollen eine Grundlage für die Gestaltung bilden
Um diese Fragen zu beantworten hat sich die Gestaltung eines Pflanzplanes als äußerst nützlich erwiesen, welchen man an Hand einer Übersicht bildlich erstellt. Aus diesen Dokument kann ich ersehen, wie mein Becken, inclusive Einrichtungsgegenstände einmal aussehen wird und welchen Schwimmraum ich für meine Diskus vorsehe. Anregungen über das Anfertigen eines Pflanzplanes findet man u.a. bei:
http://tropica.com/de/beispiele/http://tropica.com/de/beispiele/layout/Layout10/4851Hinsichtlich der Auswahl geeigneter Wasserpflanzen für ein Projekt hat sich für mich die Seite von FlowGrow als sehr nützlich erwiesen:
https://www.flowgrow.de/db/wasserpflanzenHier ist es möglich ein allgemeines oder spezifisches Pflanzensortiment nach Biotop zusammenzustellen und deren Kulturansprüche, Schwierigkeitsgrad, Wachstumsgröße,Temperaturtolleranz usw. zu ergründen.
Wenn all diese Vorarbeiten der Planung abgeschlossen sind geht es an die Bestellung der notwendigen Ware.
Hier ist der Markt der Anbieter sehr groß und beginnt bei über in Meristem-Vermehrung, als In- Vitro bekannt, gezogene gesunde & parasitenfreie Pflanzen bis zur Topf- und Bundware.
Meine Bezugsquellen waren:
http://www.aqua-pflanzen.de/http://www.aquariumpflanze-shop.de/https://www.wasserflora.de/shop/index.phpBeim Gartenbaubetrieb Carmen Damer GmbH, dem ersten Link, bekommt man In-Vitro gezogene Pflanzen aus erster Hand, hierher stammen meine großen Cryptocoryne usteriana, Echinodorus sowie einige andere Pflanzen aus meinen ersten Loyaut. Lediglich Geduld ist beim Wachsen der Pflanzen gefragt, denn die Setzlinge sind klein aber dafür sehr zahlreich und stabil.
Beim Einpflanzen dieser Ware, als auch der anderen Pflanzen gilt es selbige vom Gel, der Steinwolle, der Sinterrolle oder dem Bleiband zu befreien um dann jede Pflanze einzeln herauszupflücken. Eine teilweise sehr mühselige aber notwendige Arbeit. Denn die Pflanzen müssen beim Setzen alle ausreichend Platz zum anwurzeln und wachsen haben.
Folgende Pflanzen haben sich für den Einsatz in meinen Diskusbecken empfohlen:
Ammania Senegalensis (Kleine Cognacpflanze)
Cryptocoryne usteriana (Riesen-Wasserkelch)
Cryptocoryne wendtii "Tropica"
Echinodorus Altlandsberg
Hygrophilia polysperma Rosanervig (Sunset’-Wasserfreund)
Hydrocotyle leucocephala (Brasilianischer Wassernabel)
Limnophila sessiliflora (Blütenstielloser Sumpffreund)
Limnophila aquatica (Riesen-Sumpffreund)
Ludwigia repens "Rubin" (Rubin Ludwigie)
Nesaea pedicellata 'Golden'
Vallisneria nana "Tiger" (Tiger-Vallisnerie)
Als ebenso tauglich, wie auch empfehlenswert, jedoch nicht mehr in mein Konzept passend, haben sich folgende Arten bewährt und können mit in die Auswahl und Gestaltung einbe-zogen werden.
Echinodorus bleherae (Große Amazonas-Schwertpflanze)
Hygrophila polysperma (indischer Wasserfreund)
Eine weitere Liste geeigneter Arten findet man hier:
http://www.heimbiotop.de/Diskusbecken.htmlWenn alle Pflanzen im Becken ihren Platz gefunden haben gilt es den Pflanzen und dem Aquarium genügend Zeit zum Anwachsen und Einfahren zu geben. Hier gilt, auch im Interesse der später einzusetzenden Diskus, je länger desto besser.
3.DüngungUnsere neu gesetzten Pflanzen benötigen in den ersten 4 Wochen keine zusätzliche Düngung, da sie noch ausreichend Nährstoffe gespeichert haben.
Danach gilt es, solange keine Diskus im Becken sind, gelegentlich über die Wassersäule Nitrat und Phosphat zu düngen. Sollte ein Tonbett mit den aufgeführten Düngetabletten unter den Pflanzen vorhanden sein erübrigt sich die Düngung. Wenn dies nicht der Fall ist, dann kann mit NPK-Dünger am Wurzelstock nachgedüngt werden.
Es kann aber auch mit Flüssigdünger über die Wassersäule gedüngt werden. Diese Düngung hat den Vorteil, dass ich genau den Anteil der zu bestimmenden Menge zugeben und somit den Anteil der Nährstoffe nachrechnen kann.
Ich rate hier zu:
http://www.aqua-rebell.de/Die Werte sollten hier ohne Fische bei Nitrat 10 mg/l und Phosphat 0,1 mg/l erreichen.
Das Minimumgesetz, von Justus von Liebig bietet dem interessierten Leser die Grundlage für die Düngung. Wenn ein Baustein der Düngung fehlt, dann stellt sich kein Wachstum ein. Dosiere ich einen Baustein zu hoch, dann kommt es zur verstärkten Algenbildung.
Es muss demzufolge immer eine ausgewogene Düngung von Nitrat, Phosphat und Kalium sowie Eisen vorhanden sein. Da wir unser Becken nicht stark beleuchten hält sich der Verbrauch dieser Nährstoffe in überschaubare Grenzen.
Wer sich eine genaue Übersicht über den Tagesverbrauch seiner Pflanzen schaffen möchte, dem sei eine Prüfung von diesen 4 Nährstoffen am Morgen bzw. Abend vor und nach der Düngung angeraten.Außerdem sollte in der Einfahrphase wöchentlich 50% des Wasser gewechselt werden, dadurch beugt man einer Verschiebung des Nährstoffangebot vor.
Wenn die Diskus ihr Domizil bezogen haben, dann erübrigt sich auch die o.g.zusätzliche Düngung, denn unsere Fische scheiden reichlich Exkremente aus, welche einen ausreichenden Anteil an Nitrat und Phosphat gewährleisten. Unseren Pflanzen reichen z.b. 5mg/l Nitrat zum guten Wachstum vollkommen aus. Wenn man bedenkt, dass die Werte in einen Diskusbecken weit darüber liegen, dann wird deutlich welche wertvolle Rolle Wasserpflanzen in einen Diskusbecken spielen. Das Phosphat wird außerdem durch die Fütterung mit TK-Futter eingetragen.
3.1 CO2-DüngungAuch hier gehen die Meinungen stark auseinander. Ich vertrete die Meinung, dass eine CO2-Zufuhr in einen Diskusbecken ohne bzw. geringen Pflanzenbesatz nichts zu suchen hat.
Auch in einen Becken besetzt mit Echinodorus, Anubias, Vallisnerien und Cryptocorynen benötige ich keine CO2-Anlage, da selbige mit der vorhandenen CO2-Menge im Becken voll und ganz ihren Bedarf decken können.
Erst wenn ich einen dichten Pflanzenbestand im Becken habe, ist eine CO2-Düngung angeraten. Hierbei sollte der Anfänger sich auf 15mg/l beschränken. Dieser Wert ist für die Diskus unproblematisch und für den Pflanzenbestand ausreichend. Eine komplette CO2-Ausrüstung mit Gasflasche, Druckminderer, Nachtabschaltung, Rückschlagventil, Blasenzähler, Reaktor oder Flipper sollte zur Basis gehören.
Bio-CO2-Anlagen sind ungeeignet für ein großes Becken!
3.2 UV-KlärerAuf einen UV-Klärer sollte man bei einem Pflanzenbecken verzichten, da selbiger die Wirkungsweise des Eisendünger stark beeinträchtigt bzw. durch das Zerstören der Chelate eine Ablagerung des Eisen im Boden und Filter stattfindet. Im Boden kann es beim vorhandensein einer anoxische Zone vom dreiwertigen Eisen Fe(III) wieder zu zweiwertigem Eisen Fe(II) reduziert werden. Da zweiwertiges Eisen gut löslich ist, kann es nach oben in das Wasser diffundieren. Nur wenn komplexbildende Chelatoren(Huminstoffe) vorhanden sind, bleibt das Eisen in Lösung und gelangt zurück in das Aquarienwasser. Im Filter lagert sich das freie Eisen, welches durch die UV-Bestrahlung entstanden ist, ab und bindet sich mit dem vorhadenen Phosphat zu Eisenphosphat. Ein Wasserwechsel führt dann dazu, dass dieses Eisenphosphat wieder zerfällt und ein Überangebot an Phosphat im Becken entsteht. Die Grundlage für eine rasante Algenplage ist geschaffen. Dieser Prozess im Filter kann eine Endlosschleife werden, da sich das Eisen wieder mit überschüssigen Phosphat bindet. Deshalb mein Ratschlag lieber auf einen UV-Klärer verzichten.
Es gibt zwar noch die Möglichkeit bei einem UV-Klärereinsatz eine täglichen Stoßdüngung mit einem chelatierten Eisendünger durchzuführen, aber dies sollte hier nicht Gegenstand weiterer Ausführungen sein.
Ein UV-Klärer ist bei einem moderat besetzten Diskusbecken, regelmäßigen wöchentlichen Wasserwechsel nicht notwendig.
Literatur:
Wilstermann-Hildebrand 2000 - 2018 -Heimbiotop - Aquaristik, Wirbellose und Garten