Hallo zusammen,
mich wundert eigentlich, dass dieses allgegenwärtige und wichtige Thema noch nicht wirklich diskutiert wurde.
Auf den Fang selbst gehe ich jetzt nicht groß ein; er sollte (abgesehen von Corydoras sterbai) möglichst ruhig und stressfrei für die Tiere ablaufen. Also in möglichst ruhigen Bewegungen die Tiere käschern. Es hat sich bewährt wenn vor dem Fang möglichst alle störenden Einrichtungsgegenstände und Versteckmöglichkeiten entfernt werden. Manche Arten lassen sich am Einfachsten fangen, wenn man ihren Lebensrhythmus beachtet; also nacht - oder dämmerungsaktive Arten am Besten tagsüber fangen...
Je nach Art sind verschiedene Transportbehältnisse empfehlenswert. In der Regel bekommt man bei seinem Lieblings-Zoohändler auch mal ein paar neue Tüten geschenkt oder für billiges Geld. Für ausgewachsene Diskusfische sollten die Beutel möglichst groß und stabil sein. Aber auch Isoboxen ohne harte Ecken und Kanten oder Gießgrate können schon mal zum Transport dienen. Entscheidet man sich für die klassische Variante in Tüten sollte man bei Tieren mit harten Flossenstrahlen (der Diskus und andere Großcichliden gehören wie auch verschiedene Welsarten dazu) mindestens zwei, besser drei Tüten ineinander stecken um ein Durchstechen zu vermeiden. Bewährt hat sich auch eine Lage Zeitungspapier zwischen den Tüten.
Achtet bitte auf ausreichend Platz für die Tiere, also z.B. bei Diskus ab 8 cm ein Tier pro Tüte.
Die Fische sollten am Tag zuvor nicht mehr gefüttert werden und der letzte Wasserwechsel sollte auch erst gemacht worden sein, um eine möglichst gute Wasserqualität für den Transport zu haben.
Die Tüten werden vor dem Fangen vorbereitet und in ausreichender Zahl bereit gehalten. Für Diskusfische fülle ich die Tüten zu etwa 40% mit Wasser, bei kleineren Fischarten zu etwa 25-30%. Wer hat kann bei Fischarten, die
keine atmosphärische Luft atmen (also nicht bei Labyrinthfischen und Darmatmern wie Panzerwelsen) Sauerstoff zum Füllen der Tüten verwenden. Wer das nicht hat (also die meisten von uns) kann bei längeren Transporten mit batterie- oder akkubetriebenen Membranpumpen unterwegs frische Luft einblasen. Sauerstofftabletten sind eher ungeeignet, da sie zu aggressiv reagieren. Für kurze Wege reicht es, die Tüten möglichst weit zu öffnen, um sie dann schnell zuzudrehen, bis sie pralle Luft enthalten. Danach mit Gummiringen (zur Sicherheit immer doppelt) verschließen. Keinesfalls sollte man die Tüten aufblasen, da die Ausatemluft zu viel CO2 enthält.
Bei einigen Tierarten sind den entsprechenden Besonderheiten Rechnung zu tragen:
So sollten Panzerwelse (besonders Corydoras sterbai, die ein potentes Gift besitzen) vor dem Verpacken gestresst werden und immer wieder in frisches Wasser umgesetzt werden, um möglichst viel von ihrem Gift zu entfernen. Und dem Transportwasser sollte etwas Aktivkohle zugesetzt werden, um evtl. Giftstoffe zu binden.
Garnelen und Krebse
müssen etwas zum Festhalten in der Tüte haben. Bewährt haben sich Filterschwammstücke oder feinfiedrige Wasserpflanzen oder Moos.
Jetzt gilt es, der Umverpackung besondere Beachtung zu schenken: Grundsätzlich sollte sie verdunkelnd und isolierend wirken. Während für eine Kurzstrecke eine blickdichte Tragetasche ok ist, sollten für lange Wege Styroporboxen oder mit Decken ausgelegte Klappkisten oder Kartons verwendet werden. Wenn diese Umverpackung nicht komplett voll werden, sollte der Hohlraum mit aufgeblasenen Tüten oder Styropor gefüllt werden, um ein Umfallen der aufrecht hinein gestellten Tüten zu vermeiden.
Die mit Gummis geschlossene Öffnung ist die Schwachstelle; sitzen sie nicht stramm genug kann Wasser entweichen. Daher sollte die Seite mit den Gummis immer möglichst hoch gelagert werden.
Und nun noch ein kurzer Blick auf die Temperaturen. Im Sommer stellt der längere Transport kein größeres Problem dar; in den kühleren Monaten dagegen schon!
Da geht ein längerer Transport oder gar der Versand ohne Hilfsmittel wie Heatpacks und Styroporboxen garantiert in die Hose!
Im Internet bekommt Ihr Heatpacks ganz leicht. Achtet darauf, dass sie die Wärme mind. 48 Stunden halten.
Achtung: Heatpacks benötigen Sauerstoff um zu funktionieren. Eine dicht geschlossene Styroporbox ist - entgegen der Erwartung - also kontraproduktiv. Ich steche in die Boxen immer mind. 1 Loch. Die Heatpacks sollten keinen direkten Kontakt zu den Beuteln haben. Ein paar Blatt Zeitungspapier oder Küchenkrepp dazwischen schaden nie. Ich rechne für kleine Boxen mit einer Tüte einen Heatpack, für größere Boxen mit Platz für 4-6 Tüten je nach den zu erwartenden Temperaturen während des Transports und der zu transportierenden Art bis zu 2 Heatpacks pro Tüte Fisch!
Nach dem Transport sollten die Tiere langsam an die Temperatur im neuen Zuhause angeglichen werden; dazu hänge ich die offenen Tüten (damit die Tiere frische Luft bekommen) in das Quarantäne-Aquarium. Die Tüten sichere ich gegen ein Umkippen mit Wäscheklammern. Da ich mein Wasser
immer auf die Werte einstelle, in denen die Tiere beim Vorbesitzer schwammen, muss ich kein Angleichen der Werte durchführen.
Das (durch Ausscheidungen) belastete Transportwasser sollte grundsätzlich verworfen werden!
Habe fertig!