Novemba
Novemba, schwarzer Monat Du
Kehrst stets wieder, gibst nicht Ruh’
Schickst uns neue dreißig Tage
Dunkeldüstergraue Plage.
Bleichst fahle Blässe in die Wangen
Machst Gesichter traurig hangen
Pflanzt unzählig Depressionen
Sorgst für unbespielbar Boden
Brichst das Licht mit klebrig Nebel
Hebst mit eklig Regen Pegel
Lässt die Winde grausig tosen
In unseren langen Unterhosen.
Schleichst Dich schleimig an uns ran
Doch wir wissen deutlich wann
Deine Marter übel droht
Spätestens wenn Hundekot
Wässrig sich mit Baumlaub quetscht
Unter unsere Gummisohlen.
Novemba, kannst uns nicht verkohlen
Zu bestialisch fault dein Odem
Auf unserem teuren Teppichboden.
Novemba, alter Leichenschänder
Los! Sag an! Schmeißt du ne Lage
Schnaps auf deine Totentage?
Hast so viele wie kein zweiter
Kadaverfürst, vermaledeiter
Wirst hemmungslos uns wieder quälen
Mit Buß- und Bettag, Allerseelen
Und heuer, ach es ist gar dreißig
Mit Todestag des starken Schutzwalls
Der am Neunten deiner dreißig
Vor acht langer Jahre Frist
Viel zu früh verendet ist.
Novemba, Sack, du sollst verrecken!
Am besten mit dem Pack der Jecken
Die sich an deinem Elften wecken
Mit Humba, Ententanz und Prost -
Vielleicht bringt ja Dezember Trost
Und richtet Euch mit starken Frost.
Ich komm’ zum Schluss mit dem Gedicht:
Novemba, bist ein Arschgesicht
November (Der Widerruf)
November, Held der Monatsrecken
Schützend dick sind Deine Hecken
Wärmst mit dichten Baumlaubmatten
Sowohl den Wurm in Herbstrabatten
Als auch die kalten Gehwegplatten
Die unser Trottoir belegen
Für jeden fröstelnd’ Zeh ein Segen
Sofern die Nachbarn nicht gleich fegen.
November, deckst uns zu mit Güssen
Legst die nassen Nebelkissen
Dämpfend auf das Ach und Krach
Hälst Laut und Lärm gekonnt in Schach
Spitzer Ton wird mählich flach
Ruhe senkt sich auf das Dach
Unter dem die klammen Socken
Dampfend überm Ofen trocknen.
Warme Stube macht und Nicken
Da meldet sich Dein kleiner Schalk
Willst uns wohl ein Stürmchen schicken
November, großer Blasebalg!
Nur zu! Tob’ Dich nur tüchtig aus!
Wir gehen heute nicht mehr raus
Schließen jede Fensterlade
Wickeln Plaid um Fuß und Wade
Und schlürfen heiße Schokolade.
Wir lieben Dich für Deine Launen
Für stilles Schweigen, lautes Raunen
November, bleib’ so, wie Du bist
Und sei zum Dank dafür geküsst.
Das Gedicht findet sich in dem Buch „Draußen hängt die Welt in Fetzen, lass uns drinnen Speck ansetzen“ von „Fritz Eckenga“ im A. Kunstmann Verlag, München