Hallo Zusammen,
vielen Dank erst mal für die herzliche Begrüßung !
Bitte erwartet nicht zu viel von mir (ausser zu viel Text), ich koche genau wie Ihr auch nur mit Wasser, womit wir ja auch schon bei der Überleitung wären

Ich würde mich aufgrund Eurer Schilderungen nicht wundern, wenn man durch Optimierung des Wassers die Probleme deutlich minimieren kann. Die Schilderungen über den zeitlichen Verlauf in Bezug auf den Wasserwechsel zeigen durchaus Parallelen zu meinen Beobachtungen. Bei Ditmar sehe ich es anders, das passt nicht so recht zu meinen Gedanken.
Falls die Optimierungen dann nichts bringen (was ich nicht erwarte), so kann man zumindest diesen Parameter aus der Betrachtung herausnehmen.
In den letzten Jahren habe ich mich leider mehr mit Problemen, als mit der eigentlichen Thematik Diskushaltung u. Zucht auseinander setzen müssen. Vom Typ her bin ich aber so gestrickt, dass ich Probleme lösen möchte, auch wenn ich sie erst mal nicht packen bzw. verstehen kann. Und wenn mir ein Thema sehr wichtig ist, dann kann ich mich auch richtig daran festbeißen bis ich es gelöst bzw. auf ein akzeptables Niveau gebracht habe.
Um meine Sichtweise darzustellen, muss ich weiter ausholen:
Historie:Seit ich 1996 nach Ratingen gezogen bin, hatte ich von Anbeginn an leichte Probleme mit der Zucht von Diskusfischen, aber auch anderer "Kleinlebewesen", dazu aber später. Immer wieder waren Missbildungen bei den Larven zu erkennen wie Bauchrutscher, Kiemen- u. Flossendeformationen etc. Zwischenzeitlich gab es Phasen über mehrere Monate, wo alles ok war, manchmal aber auch Bruten, die komplett missgebildet waren, das ist schon extrem frustrierend.
Man stellt sich die Frage, warum tut man sich und den Fischen das an? Eine durchaus berechtigte Frage, die Ireneus sich auf seine Art schon beantwortet hat, obwohl er solche Probleme in der Form wohl nicht hat.
Aber man muss auch weiter denken, schlussendlich – sollte es am Wasser liegen – würde meine Familie, ich selbst und viele andere ja unmittelbar auch betroffen sein. Was den Fischen schadet, muss mir u.U. zwar nicht zwingend schaden, das Gegenteil aber halte ich für wesentlich wahrscheinlicher. Und meine Erfahrungen mit dem anderen Kleingetier sprechen auch nicht dafür.
Also baute ich in den Jahren verschiedene Wasseroptimierungen ein, wie z.B. Umkehrosmosefilter (Uofi) (permanent Aquarienwasser durch Osmosefilter drücken) u. Carbonitfilterung für die permanente Leitungswasserzufuhr, womit ich dann einige Zeit relativ zufrieden „arbeiten“ konnte. Es macht doch wirklich richtig Spaß, Diskus großzuziehen, die agil, farbenprächtig u. gefräßig auf ihr Futter warten, oder?
Nach einiger Zeit verschlechterte sich die ganze Sache wieder, mehr oder weniger schleichend. Mein Interesse an Berichten über Leitungswasser und Schadstoffen wuchs und wenn man die Fachpresse und das Internet aufmerksam verfolgt, so hört man immer wieder von Medikamentenrückständen, Hormonen, Bioziden, Röntgenkontrastmitteln usw. Einige Zeit, nachdem sich doch einige Aquarianer einen Uofi gebaut haben, hörte man von dem ein oder anderen, dass sie das Gefühl hatten, dass die Fische dadurch nach einiger Zeit schlechter stehen, auch bei mir war eine solche Tendenz zu sehen. Also stellte ich ihn irgendwann ab, das Problem verbesserte sich etwas, gelöst war es aber nicht. Ich vertraute zu dem Zeitpunkt noch voll dem Carbonitfilter, den ich alle 3 Monate austauschen musste, bis es richtig Probleme gab. Heute weiß ich durch reproduzierbare Beobachtungen, dass der Carbonitfilter zwar einen Großteil der Problemstoffe rausfiltert, dass bei mir aber noch Reststoffe enthalten sein müssen, die sowohl den Carbonitfilter, als auch eine Osmosemembran in einem störenden Umfang passieren. Es muss sich also um einen Stoff handeln, der entweder sehr klein ist um die Mikroporen einer Osmosemembran zu passieren oder in der Lage ist, durch die Osmosemembran hindurch zu diffundieren. Zusätzlich Aktivkohle/Carbonit war auch nicht ausreichend hilfreich.
„Bewiesen“ habe ich dieses Phänomen, indem ich einige Diskusgelege nur in Osmosewasser zum Schlupf gebracht habe und vergleichend mit Osmosewasser, was anschliessend noch durch ein Mischbettharz gegangen ist. Die Unterschiede bzgl. Schlupf, aber auch bzgl. Missbildungen war sehr deutlich. Mein UOFI läuft schon seit einigen Jahren wieder absolut top, aber mit nachgeschalteten Vollentsalzersäulen, was ja mit Mischbettharz gleichzusetzen ist. Mein Leitungswasser habe ich eine Zeitlang über ein Nitratharz zulaufen lassen, was auch meine Problemstoffe aufnimmt, aber hier bin ich nicht sicher, wie lang die Säule hält, da nach deutlich kürzerer Zeit wieder Probleme auftraten, als ich bei einer 5l-Säule erwartet hätte. Ich hatte daraufhin die Säule abgeklemmt und führe im Moment nur noch Osmosewasser zu, was über Mischbett geht, aufgesalzt wird über ein Mineralsalz.
Leider habe ich übersehen, dass die Nitratharzsäule sich mit Luft gefüllt hatte und somit auch nicht die Laufzeit haben konnte, wie ich es erwartet hätte.
Jetzt lasse ich es aber erst mal so wie es ist, die Fische stehen zum Großteil wieder sehr gut und es sind wieder in allen Ecken Gelege zu finden.
Ergänzend zu meiner Beschreibung, was ich so technisch umgesetzt habe noch einige Anmerkungen zu weiteren Beobachtungen, die ich parallel in den Jahren gemacht habe.
Futtertierzuchten:Schon als Jugendlicher habe ich damals im Sauerland bergeweise Enchyträen gezüchtet. Während meiner Studienzeit in Bochum ging es so weiter und ich habe mich immer über Fragen gewundert wie: Was für ein Futter, welche Erde ? Bei mir klappte das immer, wenn ich die Ansätze nicht vernachlässigt habe – anders aber leider in Ratingen. Dort fing ich natürlich auch an mit Enchyträen und machte nichts anderes als früher, aber es klappte nicht. Vier oder fünf Anläufe mit Enchyträen aus unterschiedlichen Quellen führten nicht zum Ziel, so dass ich das Thema erst einmal ad acta legte. Der letzte Ansatz (200 g) stimmte mich sehr optimistisch, der sah einfach top aus und mit soviel Enchyträen musste das doch klappen. Ohne davon was zu verfüttern, musste ich zusehen, dass die Enchyträen über Wochen und Monate immer weniger wurden, der Grund war schlicht u. ergreifend, dass sie sich einfach nicht vermehrten, der Ansatz starb einfach an Altersschwäche.
Nachdem ich durch Zufall vor ~ 2 Jahren in einer an der Decke hängenden Lampenschale eine ölige Flüssigkeit fand und ich auf der Arbeit schon mal mit verschiedenen Weichmachern als flüssige Versuchsmuster zu tun hatte, kam schnell der Gedanke, den PVC-Bodenbelag unter die Lupe zu nehmen. Eine Staubprobenanalyse (da muss man in meinem Keller in bestimmten Ecken nicht lang suchen

) ergab eine erhöhte Belastung durch zwei verschiedene Phthalate, also Weichmacher. Meine Hoffnung war groß, mein Problem gelöst zu haben, also PVC rausgerissen, die Probleme blieben.
Als die Vermutung/Erkenntnis heranreifte, dass weder dem Osmosewasser, noch dem Carbonitwasser zu trauen war, bestellte ich mir einen neuen Enchyträenansatz und setzte die Erde (Kokosbrikett) mit destilliertem Wasser (+ etwas Mineralsalz) an und ich stelle seitdem das Futter (hauptsächlich gemahlene Haferflocken) nur mit dest. Wasser her. Wie das mit komplett neuen Ansätzen so ist, dauerte es einige Zeit, aber sie kamen, die Babywürmchen, mittlerweile habe ich aus dem Ansatz vier Kisten gemacht und aus dem ältesten Ansatz kann ich, seitdem ich den Nachwuchs nicht mehr für weitere Kisten brauche, jeden Tag entnehmen.
Seltsamerweise klappte meine Microwürmchen- u. Grindalzucht immer problemlos mit Carbowasser. Zu Berücksichtigen ist aber, dass Enchyträen teils auch als Bioindikatoren ähnlich Wasserflöhen eingesetzt werden, weil sie entsprechend empfindlich auf schlechtere Umweltbedingungen reagieren.
Für Artemia ist sowohl was den Schlupf angeht, als auch das Überleben der Nauplien ein Vorteil zu erkennen, wenn man entsprechend aufbereitetes Wasser nimmt.
Weisser Kot u. Kopflöcher, Hautausschlag:Mit diesen Problemen hatte ich auch vor meiner parasitenfreien Zeit kaum nennenswerte Probleme. Als ich dann vor gut 10 Jahren auf parafreie Tiere umstellte, bin ich davon ausgegangen, das sei Schnee von gestern und das war es auch einige Jahre. Vor ca. 5 Jahren bekamen aber einige Tiere deutliche Kopflöcher und das waren – hier auch eine leichte Parallele zu diesem Thread – ein Mix aus Cuipeua x Nhamunda. Rottürkis, Pigeon und San Merah waren kaum betroffen ! Alle diese Tiere waren künstlich aufgezogen. Seit ca. 2 Jahren stelle ich immer wieder weissen Kot, aber auch temporäres Dunkelfärben mit Hautbelag fest und das vornehmlich bei den Curimunda, wie ich sie getauft habe. Zeitgleich bekam ich auch extreme Probleme bei den Ramirezi, die sich dunkel verfärbten, Glupschaugen bekamen und dann nicht mehr zu retten waren. Halte ich sie separat und nehme abgestanden bzw. gut aufbereitetes Wasser, ist es wesentlich besser.
Vermehrungsrate von Welsen:Ich war früher kein richtiger Welsfan, brauchte sie aber immer zur Beckenhygiene, so dass mir der Ancistrus als fleissiger Helfer sehr ans Herz gewachsen ist. Das einzige Becken, wo ich mich vor Nachwuchs kaum retten konnte, war das AQ meiner Tochter, wo kaum Wasserwechsel gemacht wurde. In meinem mit Osmosefilter betriebenen großen Diskuskreis hat es in all den Jahren nicht ein Welsgelege gegeben, bis ich vor einigen Monaten nach dem UOFI den VE geschaltet habe und nur noch Wasserwechsel mit Osmosewasser mache, was über Mischbettharz gegangen ist. Seitdem laichen rote Ancistrus regelmäßig mit hoher Schlupfrate. Welszüchter mögen sich amüsieren, ich freue mich !
Dass bei mir definitiv ein Wasserproblem vorliegt, sollte den Lesern, die bis jetzt durchgehalten haben, klar geworden sein, oder? Da ich aber nur einer von vielen bin möchte ich auch die Kurve kriegen und über den Tellerrand hinausschauen. Was ist bei anderen los?
Blaualgen, Polyphosphate etc…Wer die Fachpresse und das Internet aufmerksam verfolgt, erinnert sich sicher an das Thema Polyphosphate, was in der Zeitschrift der DCG gedruckt wurde. Die Autoren Andreas Konetzky und Michael Wagner schildern die zunehmenden Probleme vieler Aquarianer mit Blaulagen, Algen im Allgemeinen, aber auch von schlechter werdender Befruchtung und Fehlentwicklungen von Fischlarven, wie ich sie auch oben beschrieben habe. Die Parallelen kann man fühlen. Blaulagen waren bei mir auch immer ein begleitendes Thema, was für mich aber sekundär war. Aktuell habe ich in den letzten Monaten festgestellt, dass in einem Zwischenbehälter, wo das Wasser aus dem Osmosefilter landet, sich relativ schnell Blaualgen bilden, wenn kein VE / MB dahinterhängt.
Als der Artikel in der DCG erschien, fand ich meine Probleme in den Beschreibungen absolut wieder, wo ich aber skeptisch war, war der Rückschluss, dass Polyphosphate ursächlich für all die Probleme seien. Polyphosphate werden nach Internetrecherchen durch Wärme, aber auch durch Säuren „zerstört“ und sind dann mit normalen Phosphattests nachweisbar. Bei mir ergaben sich keine unterschiedlichen Messwerte, wenn ich die Proben erhitzt habe oder mit HCL versetzt habe. Eine zusätzliche Absicherung durch Rückfrage beim Wasserwerk ergab, dass bei mir keine Polyphosphate zugesetzt werden.
Meine Vermutungen gehen zumindest was mein Problem angeht in eine etwas andere Richtung, darüber möchte ich im Moment aber noch nicht philosophieren, da noch einige Unbekannte im Spiel sind.
Zeolithpulver hat übrigens nichts an meinem Problem geändert ebenso wenig wie früher mal getestete Huminpräparate.
Zum Schluss bleibt die Frage: Viel über Missbildungen und Schadstoffe geredet, aber wo bleibt das Thema Hautbelag? Solche Probleme traten bei mir eher in den Hintergrund, waren aber auch mehr oder weniger regelmäßig zu sehen, parallel zu den anderen Problemen. Mehr betroffen waren empfindlichere, wildfangnahe Tiere, Pigeon u. Rottürkis waren weitgehend unbeeindruckt, San Merah etwas betroffen.
Aufgrund diverser Beobachtungen gehe ich davon aus, dass „mein“ Problemstoff nach einiger Zeit vermulmt, d.h. aus dem Wasser verschwindet und sich als Mulm im Boden und Filter anlagert. Daher gebe ich auch seit Jahren kund, dass zuviel Mulm Probleme bereitet und die Fische aufblühen, wenn man mal die blauen Filterschwämme säubert. Gerhard Rahn und einige andere haben die gleichen Erfahrungen gemacht.
Ich vermute auch, dass der Stoff (oder zumindest ein Teil der Stoffe) sich an bestimmte Elemente anlagert (wie z.B. Fe, Mn) und mit diesen ausfällt. Je mehr dieser Stoffe vorhanden sind, desto schneller fallen sie aus und machen weniger Probleme. Sie sorgen aber auch durch Rücklösen immer für einen gewissen Mindestgehalt, wenn man schadstofffreies Wasser zuführt.
Auch muss man bzgl. der Beobachtung, dass die Probleme bei härterem Wasser geringer sind, berücksichtigen, dass die Osmoregulation durch die Haut mit zunehmender Härte geringer wird, d.h. Schadstoffe weniger in die Haut/den Fisch eindringt.
Vorstellen kann ich mir, dass ein Diskus, der in bestem Wasser schwimmt sich wesentlich besser mit seinem Immunsystem auf ggfls. vorhandene Störkeime auf der Haut konzentrieren kann.
@Uli (falls Du bis hierhin durchgehalten hast, Hut ab vor soviel Ausdauer ) :
Ich würde vorschlagen, mal eine gewisse Zeitlang nur noch Osmosewasser, welches über Mischbett gefiltert wurde zu verwenden. Mithilfe von Mineralsalz werden die Zielwerte eingestellt. Zu überlegen ist auch, ob man im Filter einen Beutel mit Nitratharz unterbringt, um die sich im AQ ggfls. vorhandenen Schadstoffe weiter zu reduzieren. Wenn es solche Schadstoffe sind, gehe ich davon aus, dass man innerhalb weniger Tage bis 2 Wochen deutliche Ergebnisse an Farbe/Verhalten der Tiere erkennen müsste !
Wenn Du das machen willst, können wir die Durchführung gern per PN o. Mail besprechen, wichtige Erkenntnisse aus der Aktion sollten dann hier wieder in den Thread. Wir müssen das auch nicht übers Knie brechen und Du solltest die Tests mit dem Huminpräparat auch erst zu Ende führen. Aber auch wenn das positiv verläuft, würde ich es als sinnvoll erachten, den Mischbettharztest mit einer gewissen zeitlichen Distanz hinterher zu schiessen, denn dann wüsste man genauer, wo die Ursachen zu suchen sind.
Huminstoffe haben nicht nur eine entkeimende Wirkung, sie binden und beeinflussen auch andere Stoffe, so dass man schnell falsche Rückschlüsse ziehen kann. Ich kann verstehen, wenn man dann sagt, "Problem weg, das reicht mir", aber die daraus gewonnenen Erkenntnisse interessieren sicher auch viele andere.
LG
Markus