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Thema: kurzer erlebnissbericht  (Gelesen 6616 mal)

Offline Ditmar

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #15 am: 17-01-2011, 06:32:35 »
Hallo Mike , Robert

Das würde mich auch interessieren Mike wie und in welchen Mengen verabreichst du Calcium.
Macht du das auch parallel zu einer Wärmekur.
Gruß Ditmar
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Offline Uli

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #16 am: 17-01-2011, 09:57:05 »
Hallo Mike,

dito, ich wäre auch sehr interessiert, wie Du es verabreichst ???

Gruß
Uli
 

Offline MikeSt

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #17 am: 17-01-2011, 17:20:20 »
Als ich die ersten Asiaten Ende der Neunziger schwammen hatte, ergaben sie diverse Probleme. Abgesehen von der Tatsche, dass die Tiere in einer Vielzahl Verhaltensauffälligkeiten (insbesondere kein Brutpflegeverhalten) zeigten, bekam der Begriff Wasserpanscherei eine ganz andere Bedeutung. Die ersten Nachzuchten konnten erst bei einem LW von nahe an die 100 und einer kaum messbaren KH zum Schlupf gebracht werden. Also ein heikle Geschichte.
Ich konnte/musste im Folgendem dann beobachten, dass die Tiere in diesem extrem weichen Wasser vermehrt Wachstumsprobleme aufwiesen. Hier insbesondere Kiemendeckelverkürzungen. Sobald man das feststellt, ist es schon beinahe zu spät. Es bedarf einiges an züchterischer Erfahrung, um das halbwegs auszugleichen.
Also habe ich relativ schnell das Wasser aufgehärtet. Mit mäßigem Erfolg. Anstatt einer Verkürzung kam es nun vermehrt zu anderen Deformationen, die wiederum hauptsächlich die Kiemendeckel betrafen. Diese legten sich zwar nun vollständig über das Kiemengewebe, wiesen aber eine deutliche Delle auf.
Das Internet hatte ich schon, es war aber noch nicht derart aufgebaut, wie Heute (mein damaliger PC hatte eine 1,8 GB Festplatte: „die bekommst du niemals voll!“, hieß es).

Somit blieb für mich nur eine einzig nachvollziehbare Erklärung. Bei zu wenig Calciumionen im Wasser kommt es aufgrund des Mangels zu einer Verkürzung. Bei einer zu schnellen Aufhärtung,  zu Deformationen, weil das Knorpelgewebe zu schnell an Festigkeit gewinnt.  
Es wunderte mich zwar, da bei täglichen Wasserwechseln eigentlich immer Calcium zugeführt wird, dies schien aber nicht zu reichen.

Brausetabletten kamen nicht in Frage, da ich nicht beurteilen konnte, in wie weit das Sprudeln das empfindliche Jungfischkiemengewebe angreift.
Ich informierte mich bei meinem damaligen Betriebsarzt. Er gab mir damals an, dass Calciumampullen eine bessere Verfügbarkeit hätten. In Krankenhäusern würde daher vorrangig Calcium intravenös oder ebenfalls in Ampullenform verabreicht, da das Calcium in ionisierter Form vom Körper schneller und effizienter aufgenommen werden kann.
Ich selbst vergleiche das mit Proteinnahrung. In Pulverform eingenommen,  muss der Körper die Eiweißketten erst in die Aminosäuren aufspalten, während Aminosäurenampullen diese Energie dem Körper schneller zur Verfügung stellen können.

Ich habe täglich eine Ampulle auf 100 Liter- Wasser eingesetzt. Eine deutliche Aufhärtung des Wassers war nicht messbar. Auch die Tatsache, dass dieses Calcium in eine Art Orangensaft gelöst war, führte zu keinen Problemen hinsichtlich der übrigen Wasserwerte. Die Fische zeigten sich unbeeindruckt.

Tatsächlich konnte ich mit dieser zusätzlichen Calciumgabe den Kiemendeckeldeformationen erfolgreich entgegenwirken. Was mich besonders beeindruckt hat – ohne eine wirkliche Erklärung dafür bieten zu können- ich habe deutlich weniger Bauchrutscher gehabt.

Auch bei Kopflöchern war ein schnellerer Verschluss und insbesondere eine bessere Schließung der Löcher zu erkennen. Die Kraternarben waren also deutlich kleiner.

Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Beobachtungen nicht veterinärmedizinisch oder in anderer Form wissenschaftlich belegt sind. Ich weiß aber, dass einige Züchter aus dem Ruhrgebiet meine Erfahrungen teilten und zu dieser Zeit ein reger Handle mit Ampullen einsetzte (ich kam damals umsonst dran ;-), d ich leidenschaftlicher Allergiker bin), der mir viel kostenloses Futter einbrachte.
Darüber hinaus kann ich  keine Angaben dazu machen, ob bei Nachzuchten, die generell in härterem Wasser gezogen werden, eine Calciumunterversorgung in dieser Form vorliegen kann. Nach- wie vor aber würde ich bei Flagellatenmassenbefall oder Kopflöchern, ob nun aufgrund einer Unterversorgung oder Befall oder beidem, zu einer zusätzlichen Calciumgabe greifen. Die Wärmebehandlung bleibt davon unberührt.

An eine Vitamin D- Zugabe (D- Floretten) habe ich verzichtet. Zur Calciumaufnahme soll Vitamin D notwendig sein.  Da aber auch in den gängigen Futtermittelsorten enthalten und nur in Spuren notwendig ist, scheint dies nicht erforderlich. Insbesondere, da ich regelmäßig Krill gereicht habe.  Darüber hinaus vermute ich, dass ein Teil des Vitamin D im Hautsekret der Eltern durch die Ernährung übergeht.
Das wäre aber sicher noch ein interessanter Forschungspunkt, in wie weit eine Calciumgabe in Verbindung mit Vitamin D zu noch besseren Ergebnissen führt.

Grüße,

Mike
 

Offline Uli

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #18 am: 17-01-2011, 17:56:18 »
Hallo Mike,

sehr interessante Beobachtung. Es wäre eine Möglichkeit meinem Lk Problem entgegen zu treten. Im Moment habe ich keinen akuten Fall. Aber bei mir tritt es ja immer wieder sporadisch auf.

Schwangere Frauen kriegen ja auch diese Calciumampullen  :groehl:

Die Frage ist ob eine ab und zu erfolgte Gabe dieser Calciumampullen helfen könnte, der Lk vorzubeugen. Auch ich war immer der Meinung das genug Calcium im Frischwasser sein muß.

Eine Frage bekommt man diese Calciumampullen auch ohne Rezept ?

Meine Apothekerin schaut mich schon immer mißtrauisch an wenn ich komme, so wie jetzt vor ein paar Tagen als ich Eugenol und das Prophylenglykol (ich weiß nicht ob die schreibweise stimmt !) haben wollte. Sie hat es mir gegeben aber sie hat schon genau gefragt, was ich damit vorhabe.

Gruß
Ulrike
 

Offline MikeSt

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #19 am: 17-01-2011, 18:12:17 »
Hallo Uli,

würde ich auf jeden Fall ausprobieren. Die Ampullen bekommt man in jeder Apotheke rezeptfrei. Kosten nicht die Welt. Ich selbst habe eine Ampulle auf 100 Litern gegeben. Hier wird sicher ein Herantasten nötig sein. Eine Überdosierung sollte nicht möglich sein. Zwar kann Calcium sich in kristaliner Form in den Nieren absetzen, aber das wird sicher eine Überdosierung auf längere Zeit voraussetzen.

Natürlich ist nicht mit eine Besserung innerhalb von einer Woche zu rechnen. Wäre schön, wenn du berichtest, solltest du den Versuch starten.
Könnte mir so ne Art Tagebuch in einem gesonderten Beitrag vorstellen.

Grüße,

Mike
 

Offline Ditmar

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #20 am: 17-01-2011, 18:30:25 »
Danke Mike

Für die ausführliche Berichterstattung.
Wie Uli schon sagt eine hoch interessante Beobachtung.
Gruß Ditmar
Becken 200x80/70x60, Back to Nature Amazonas,
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Offline Norbert Koch

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #21 am: 17-01-2011, 20:04:54 »
Hallo Mike,

zum Einen: Danke für Deinen Calcium-Bericht; der wäre auch was für die Rubrik Hintergundwissen; ich weiß, er ist keine wissenschaftliche Studie, sondern fusst auf persönlichen Erfahrungen und Deiner subjektiven Meinung; allerdings hat die Anwendung Probleme gelöst / verhindert oder behoben und da she ich schon einen gewissen Erfahrungsscahtz, der nicht wirklich in diesem Thread untergehen darf!

Bist Du so lieb und kopierst den Beitrag auch noch ins Hintergundwissen? Ich will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken! :sweet:

Danke!!! :wink:

Hallo zusammen,

hmm, da habt Ihr mich kalt erwischt; wenn ich mich zurückerinnere an den Fachvortrag Fischkrankheiten von Dieter Untergasser erwähnte er aber mehrere Behandlungen (in den Entwicklungszyklen der Eier, Schwärmer und adulten Parasiten in Relation zur Hälterungstemperatur). Sollte ich so daneben liegen? :o

Ich nehm mir demnähst mal Abends wieder die Zeit und lese sein Buch Krankheiten der Aquarienfische diesbezüglich nochmal gegen...

@Daniel,

auch wenn ein Tier besonders betroffen war, so ist doch davon auszugehen, dass der gesamte Bestand (da er ja in den selben Lebens- und  Ernährungsumständen sowie im selben Wasser gehalten wird) von den Plagegeistern mehr oder minder betroffen ist; da finde ich den Rat im GB zu therapieren nicht so verwerflich...

Das spiegelt jedoch nur meine persönliche Meinung wieder.
Freundliche Grüße aus Bad Aibling

Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
Internet: https://nobby-ka.de (schon sehr bald auch mit einem Aquaristik-Bereich)

Beim Betrachten der Natur werden Gefühle geboren... | Japanische Weisheit

Es gibt für alles eine logische Erklärung - man muss nur lange genug danach suchen!
 

Offline Robert B

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #22 am: 17-01-2011, 21:27:36 »
Hallo Norbert,

ich schließe mich Daniels Meinung an. Alle bekannten Medikamente reduzieren die Flagellaten bestenfall, schädigen aber gleichzeitig auch die Darmflora.
Von daher bringt eine Behandlung bei einem Fisch der die Flagellaten selber in Schach halten kann IMO mehr Schaden als Nutzen.

Gruß,
Robert
 

Offline Robert B

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #23 am: 17-01-2011, 21:36:06 »
Hallo Mike,

danke für deinen Erfahrungsbericht. :)

So richtig erklären kann ich mir das aber nicht, denn eine geringe Aufhärtung hättest du eigentlich genauso gut auch durch behutsamen Zumischen von Leitungswasser erreichen müssen, oder mit in Wasser gelöstem Aufhärtesalz. Auch da liegt das Calcium in Ionenform vor und sollte gut aufgenommen werden können. Schon komisch.

@Uli,
pass auf dass nicht irgendwann der Geheimdienst bei dir vor der Tür steht.  :engel:
Wofür brauchst du Glykol, willst du Wein panschen?  :happy:

Gruß,
Robert
 

Offline MikeSt

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Re:kurzer erlebnissbericht
« Antwort #24 am: 17-01-2011, 22:44:37 »
Hi Robert,

erklären kann ich dies nicht. In wie weit sich das Calcium in seiner Struktur von dem im Leitungswasser unterscheidet...keine Ahnung.
Ich habe als Köttel mal geangelt. Da steht dann ein alter Hase neben dir. Gleiche Rute, gleicher Köder. Du fängst nichts, er eimerweise. Du sprichst ihn an. Er nimmt deine Rute und fängt weiter eimerweise.
Irgendwo muss es Unterschiede geben. Stellt sich die Frage, warum man seitens der Ärzteschaft nicht zu besonders calciumreicher Kost und Mineralwässern rät, sondern Calciumampullen verabreicht.

@Norbert
 

ich persönlich habe immer etwas Magenschmerzen, nur auf eigene Erfahrung begründete Ratschläge publik zu machen. Etwas anderes wäre es, wenn dies eine Therapie wäre, die von einer repräsentativen Anzahl erfolgreich durchgeführt wurde. Von daher halte ich diese Vorgehensart für zu unausgereift, um sie in die von dir gewünschte Rubrik zu stellen.

Sollte jemand aus dem Forum dieses Vorschlag aufnehmen und erfolgreich durchführen, so könnte man diesen Erfahrungsbericht später einstellen. Wäre mir persönlich lieber. Ich möchte nicht den Eindruck vermitteln wollen, die Weisheit mit der Suppenkelle gelöffelt zu haben.

 

 

 
Was die Hexa-Kur betrifft. Ich bin noch immer ein Befürworter der „Kommensalentheorie“. Somit sind Flagellaten natürlich. Sie führen nur zu einer Schädigung, wenn Haltungsfehler vorliegen. Also falsche Ernährung oder Schwächung des Immunsystems. Somit hat jeder nicht parafreie Diskus Flagellaten. Nur die wenigsten erkranken.
Sollte eine mehrfach durchgeführte Therapie einen Erfolg aufweisen, so bräuchten wir über das Thema Flagellaten nicht mehr diskutieren. Es würde sie nämlich nicht mehr geben. Vor dem Hintergrund der Resistenzen kann somit nur eine separat durchgeführte Kur befürwortet werden.

Nächtle