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Thema: Hätte da mal eine provokante Frage.  (Gelesen 13429 mal)

Offline Armin C.

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #15 am: 23-05-2014, 19:54:18 »
Hallo Ditmar,

interessant fände ich die Frage:

"Woran kann man es fest machen, das sich ein Fisch wohl fühlt?"

... glaub an der Laichwilligkeit alleine wär zu einfach

in Bezug auf Farbe, Größe, etc. beim Diskus ist glaub auch nicht 100% aussagekräftig ...

... sprich ich hab auf solche Frage auch keine richtig schlüssige Antwort!

ich glaub es ist einfacher zu sehen, wann es einen Fisch nicht gut geht, als andersrum ...  :hmm:

... nur wenn es ihn nicht schlecht geht ... zu sagen, es geht ihn dann gut ... ist glaub auch nicht immer schlüssig  :undecided:
... Gruß Armin

je mehr man weiß, desto mehr weiß man, was man nicht weiß!
 

Offline Ditmar

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #16 am: 23-05-2014, 20:15:17 »
Hallo Armin

Auch hier stimme ich zu.
Mir geht es auch nicht immer gleich gut trotzdem geht es mir insgesamt nicht schlecht. :old01: :pfeifend:
Gruß Ditmar
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Offline Ditmar

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #17 am: 27-05-2014, 21:31:00 »
Hallo Jürgen , .......

Zitat von: Jürgen
Parafreie Tiere wären mit einem einfachen Befall in der Natur wahrscheinlich völlig überfordert und würden nicht lange überleben.....
Deine These ist das Hauptargument von allen die gegen parafreie Züchtungen sind.
Der Meinung bin ich nicht und konnte auch beide Varianten aufwachsen sehen.

Ich werde einmal anders herum fragen.
Woran macht ihr die Vorteile eines Diskusleben im Amazonas fest. :hmm:

Ist es die Freiheit nicht alt werden zu dürfen.
Ist es die Freiheit in der Trockenzeit unter größten Widrigkeiten leben zu dürfen.
Ist es die Freiheit jeden Tag neu ums überleben kämpfen zu dürfen.
Oder ist es das wichtigste überhaupt in Freiheit hinschwimmen zu können wo man möchte.

Wenn ihr die Freiheit im eigentlichen Sinne als Maßstab anführen möchtet.
Dann dürftet ihr keine Diskus halten denn dann würdet ihr ja bewusst Tierquälerei betreiben schon gar keine Wildfänge.

Was ist also besser an dem Leben eines Diskus im Amazonas als in einem Aquarium.
Sagen wir bei mindestens 100Liter/Diskus und ab 12 Tieren.
Beste Wasserqualität und natürlich bestes Futter ansonsten ähnliche Umgebung was die Beschaffenheit im Amazonas angeht allerdings ohne Fressfeinde.
Die >= 100L/Diskus mit einer ausreichender Deckung soll das aufziehen von eigenen Nachkommen ermöglichen.

Und bitte nicht als Argument bringen wir könnten keine sehr gute Wasserqualität bzw. bestes Futter stellen.
Wenn wir davon überzeugt sind wäre es ebenfalls Tierquälerei Amazonasfische zu pflegen.

Stellt euch mal folgendes vor.
Ihr müsstest eurer Leben lang in Monaco leben.
Ihr hättet alles und keine Geldsorgen aber ihr dürftet das Fürstentum nicht verlassen.
Wobei ein Mensch viel eher ohne rationalen Grund gerne auf Wanderschaft/Entdeckungsreise geht.
Wer würde trotzdem mit seinen jetzigen Möglichkeiten tauschen. :zwinker:

Ich weiß nicht wieviel m2 Fläche ein Diskus zu seiner besten Zeit im Amazonas beansprucht.
Ob er den Drang verspürt zu wandern oder ob es ihm reicht dort zu bleiben wo er alles hat was er zum Leben braucht.
Bei Nachzuchten sehe ich es mittlerweile wie bei Haustieren.
Sie könnten abhauen aber sie machen es nicht und dies ganz bewusst.
Sie bleiben wo es ihnen gut geht besser wo sie sich wohlfühlen.
Tiere wollen nicht auf den Mars.
Sie wollen in Ruhe und möglichst ohne Stress ihr Nachkommen groß ziehen.

Ich weiß eine provokante Darstellung aber das sagte ich ja im Titel.
Einfach einmal alles neu beleuchten ohne vorgefasster Meinung und analytisch betrachten.
Gruß Ditmar
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Offline Norgefee

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #18 am: 09-12-2014, 01:57:19 »
Hallo zusammen (besser spät als nie )  :hihi:
Ein anderer Aspekt hier ist wohl auch wie weit wir den natürlichen Lebensraum unserer Fische überhaupt schon verändert haben, bzw ob es den für einige Arten überhaupt immer noch gibt..

Nun weiß ich nicht ob der Lebensraum des Diskus akut bedroht ist, weiß aber, daß alleine Norwegen auf der ganzen Welt unheimlich viel kaputtgemacht hat, und immer noch macht. Auch im Amazonasgebiet. Dort bezahlen wir Milliarden um 1km2 zu retten, während man 500 abholzt . In Chile sind tausende von Quadratkilometern Küstengewässer vergiftet worden, und nun spielt sich das gleiche Drama in Kanada ab. Die Staatlich Norwegische Lachszuchtfirma Cermaq, und die Marine Harvest  durften hierzulande einige Medikamente nicht mehr in den notwendigen Mengen im Meer verwenden, und sind deshalb zuerst nach Chile und dann nach Kanada. Nur ist schon der Rogen infiziert und da grundsätzlich norwegische Fischeier benutzt werden haben sie in diesen Gegenden unbeschreibliche Katastrophen ausgelöst, die heimischen Fische angesteckt und das Wasser vergiftet... Zehntausende kanadische Indianer, die vom einheimischen Lachs abhängig sind protestieren schon seit Jahren. Es gibt auch einen unglaublich guten Dokumentarfilm dazu, Salmon Confidential, , der allerdings auf die schwarze Liste gemobbt wurde. Wer Geld hat, bestimmt was wahr ist... auch hier. Die Schotten sind ja ebenfalls verzweifelt wegen den kranken Norwegern und ihrer Fischtuberkulose usw.
Aber nicht nur fremde Fische, auch Abwässer der Industrie und Haushalte, das Wasser vom Ölbohren und Frekking in Afrika und sonst auf der Welt, die Klimaveränderungen, Seen die austrocknen und versalzen, Giftige Niederschläge usw... All das sind Faktoren für die auch viele Menschen ihre persönliche Freiheit aufgeben. Ganz einfach um woanders sicherer zu überleben.

So kann es gut sein, daß wir im Aquarium die besseren Lebensbedingungen für viele Arten haben. Nicht weil wir besser sind als die Natur, sondern weil wir die ursprüngliche Natur einfach schon zu arg verändert haben.

Hier noch der link zu dem Dokumentarfilm der hierzulande für unglaublich viel Empörung gesorgt hat http://salmonconfidential.ca/watch-salmon-confidential-documentary/
LG
Susanne
 

Offline Diskus&Koi Heribert

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #19 am: 09-12-2014, 17:00:28 »
Hallo Ditmar und All,

die Frage ist nicht provokant - eher bittere Realität - oder auch nicht?
Ich habe mal alle Beiträge schnell überflogen und versuche auf alles eine Antwort zu Liefern.

Eigentlich müsste die Überschrift heißen 5 nach 12. Oder aber "Wir" -Brasilien schaufelt am eigenen Grab!

Innerlich habe ich es mittlerweile aufgegeben ein Weltverbesseber zu sein.

Dennoch finde ich es gut, dass durch die Aquaristik auf die allgemeine Welt / Umweltzerstörung drauf aufmerksam gemacht wird. Durch die Biologischen Abläufe (innerhalb eines Aquarium) können wir sehr schnell lernen, wie unsere freie Natur funktioniert. Doch kratzen wir gerade mal an der Oberfläche, weil die Natur noch viel diffiziler ist, als wir uns es jemals vorstellen können.

Ditmar ich glaube beobachtet zu haben, dass Du an einen wunden Punkt (in deiner Aquaristischen Laufbahn) geraten bist? Deine messbaren Parameter scheinen ein Ende aufzuzeigen, welche eine weitere Tiefe / Erkundung versperren. Eventuell wäre noch eine Funktionserdende Kreislaufanlage eine Herausforderung?

Der eine oder Andere :hmm: versucht mittlerweile Die Aquarienhaltung zu rechtfertigen, weil das natürliche Umfeld zerstört wird und merkt dabei nicht, dass er selber zu dessen Zerstörung beiträgt.  Z. B. zusätzlicher Stromverbrauch, Wasser, usw. um nur einige zu nennen. Abgesehen, dass nicht selten das Notwendige Wissen und die Erfahrung fehlt.
Wie erleben es in den Foren doch fast täglich! Es wird zumeist sich erst informiert, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Dabei ist es doch so einfach (in der derzeitigen Hochtechnisierten Welt ww) sich zu Informieren.  :zwinker:

Nicht um sonst lebt ein ganzer Industriezweig von unseren Hobby und nicht alles ist nützlich und bringt auch noch unsere Flossen-Tiere um. :mecker: Vielleicht auch ein Aspekt, wo wir gemeinsam mal ansetzen könnten? Eine Art Warentest, welche zum teil auch schon stattfindet und sei es nur durch gemachte Erfahrungen -Vergleiche.

Die Frage von Armin war nicht schlecht:
Zitat
"Woran kann man es fest machen, das sich ein Fisch wohl fühlt?"

Meine persönliche Erfahrung hat zudem gezeigt, dass Fische tot -krank sein können und trotzdem ab-laichen, was wohl durch den Selbsterhaltungstrieb ausgelöst werden kann -siehe Lachse.

Wenn aber Fische keine Scheu zeigen zutraulich sind und bereitwillig das Futter aufnehmen, so kann man eigentlich von einem Wohlgefühl ausgehen. Wie lange dieser Zustand allerdings andauert, weil wir "sich einschleichende Verschlechterungen" zu spät erkennen, ist ein anderer Aspekt.

Der Beitrag von Susanne (Norgefee) ;
Zitat
Hallo zusammen (besser spät als nie )
, hatte mich vor allem dazu verleiten lasse, einige Zeilen selber zum Thema bei zusteuern.
Die gesamte nachfolgende Auflistung "ihrerseits" könnte genauso gut aus meiner Feder stammen.


Grundsätzlich ist der ganze Lebensraum bedroht und wir sind auf den Besten Weg unseren eigenen zu zerstören.
Gerade die letzten Jahre haben es verdeutlichen können. Die Wetterkapriolen / Katastrophen nehmen zu, auch wenn nicht alles hausgemacht ist.
Aber deine Weiteren Ausführungen beschreiben es doch vortrefflich. Die Meere werden verseucht und leer-gefischt, weil keine Produktionskosten anfallen. Die dort bisher vorhandenen Lachs-Käfige / Fischfarmen sind auch nicht mehr lange durchführbar, weil das Umfeld (für lange Zeit) unwiederbringlich verseucht wird -oder schon wurde. Weiterhin werden die dortigen Lachse mit den alljährlichen Beifang (aus den Meer), welche doch eigentlich für einen gesunden Fischbestand sorgen sollte, an diese verfüttert. Zudem Kommen noch aufbereitete Blutmehle aus der Landwirtschaft und was weist ich noch für Substanzen dazu, um eine bestmögliche Gewinnmaximierung zu erzielen. Das ist einfach nur Ausbeutung bis an die Grenzen des machbaren, biss die Natur uns eines besseren belehrt und wir die Auswirkungen selber zu spüren bekommen.


In Brasilien "Tjerk Brühwiller, São Paulo" können wir es aktuell ganz gut beobachten!
Durch die immer weiter fortschreitende Abholzung des Regenwaldes, bleibt in einigen Regionen nun der Niederschlag aus, welche die dortigen Anwohner mit Wasser versorgte. Eine entsprechende Infrastruktur / Wasserleitungen zu bauen wurde versäumt, so das die Bewohner ganzer Landstriche abwandern oder nur noch mit Wassertransporte versorgt werden können.
Wer sich darüber weiter informieren möchte, an bei mal den passenden Link:
http://www.nzz.ch/international/amerika/brasilien-schaufelt-am-eigenen-grab-1.18424578

Ich selber habe in den 90ger Jahren mal einige Hektar Regenwald aufgekauft, dessen Beurkundung mittlerweile nicht einmal das Papier wert ist, um eben aktiv zum Uhrwaldschutz beizutragen. Durch Korruption und politischen Interessen sind so auch etliche Gelder (welche zur Regenwalderhaltung beitragen sollten) in dunkle Kanäle abgewandert. Mittlerweile existieren nur noch wenige Vorzeige-Objekte.

Wir sollten uns es nicht schön-reden und auch nichts vormachen. Die Zerstörung läuft unaufhaltsam weiter und zudem noch progressiv. Früher hatte ich geglaubt mit einer Aufklärung zu einen etwas langsameren Verlauf beizutragen...

Ich wollte euer aller Hobby jetzt aber nicht ausreden, nur sollten wir alle mit den Ressourcen sinnvoller umgehen und uns dessen bewusst sein.

Jetzt muss ich aber vorerst schluss machen, weil mein Virenprogramm mir einen Neustart empfohlen hatte. :joke:
Grüße Heribert

Ich wünsche viel Freude beim Vermehren der gewonnenen Einsichten! (Maybrit Illner)

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Nur wer viel Mist gemessen hat, lernt, wie er mit wenigen Messungen das Entscheidende misst.

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Offline Ditmar

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #20 am: 09-12-2014, 19:24:17 »
Hallo Heribert

Zitat von: Heribert
Ditmar ich glaube beobachtet zu haben, dass Du an einen wunden Punkt (in deiner Aquaristischen Laufbahn) geraten bist? Deine messbaren Parameter scheinen ein Ende aufzuzeigen, welche eine weitere Tiefe / Erkundung versperren. Eventuell wäre noch eine Funktionserdende Kreislaufanlage eine Herausforderung?
Das hast du richtig eingeschätzt.

Ich bin in der Tat an einigen grundsätzlichen Fragen meiner Aquaristik angekommen.
Mein Aquarium werde ich sicherlich nicht aufgeben aber wohl anders ausleben.
Es ist also nicht alleine das erkennen meiner analytischen Grenzen in der Aquaristik.

Eines der Überlegungen zielt auf Größenverhältnisse zwischen Aquariumbewohner und Aquariumgröße selbst ab.
Nur ein Beispiel:
Wer hat in einem 2m Becken mehr Freiraum 6 Diskus oder 200 Rotkopfsalmler.

Trotz meiner Beckengröße und moderaten Besatzdichte bedrückt mich das Gefühl immer mehr wenn ich die großen Fische im Verhältnis zum relativ kleinem Becken sehe.
Dabei liege ich weit über der 50 Liter/Diskus Regel.
Jeder interpretiert sein Tierschutzverhalten für sich selbst.
So wie wir entschieden haben kein Fleisch mehr zu essen und dies ausschließlich dem Tier zuliebe keinesfalls weil es uns Fleisch nicht mehr schmeckt.
Ganz im Gegenteil bei einem Steak auf dem Grill des Nachbarn läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen.

Vielleicht ist es auch das Alter was einem manches mit anderen Augen sehen lässt. :hmm:
Gruß Ditmar
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Offline Diskus&Koi Heribert

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #21 am: 10-12-2014, 01:32:47 »
Hallo Ditmar,

die Frage hast Du doch eigentlich schon selbst beantwortet.


Hallo Nobby

Ich möchte keine Diskus in harten Wasser halten und halte dies auch nicht für sinnvoll.

Mineralienreichtum bedeutet nicht zwangsläufig pH > 7
Bei mir zB.: pH 6.6 - 6.9 bei LW 250 - 300 und kH 1 -1,5

Es geht mir wirklich nur um folgende Frage.
Ist es möglich Nachzuchten bessere Lebensbedingungen zu schaffen als sie ihren natürlichem Habitat vorfinden. :hmm:
Ist die Natur wirklich so statisch oder ist es nicht doch möglich bessere Bedingungen zu schaffen. :hmm:

Ich sagte ja eine provokante Frage.

Hilfreich wäre sicherlich eine total rationelle Betrachtungsweise!

Deine angeführten Wasser-Werte sind sicherlich richtungweisend und nicht umsonst verkörperst Du (in diesen Forum) eine Vorbild-Figur. Zur Zeit scheint doch eigentlich alles rund zu laufen.
 Zur Größe hast Du ebenfalls bedenken geäußert und da hilft eigentlich nur ein noch größeres Becken. :hihi:

Nun meine Sichtweise dazu: Ich hatte aus einer Notsituation heraus mal ca. 100Kg Koi in einen 3m³ Quarantänebecken gehalten.
Die Filterung und Ausstattung war durchaus für eine noch größere Besatz-dichte ausgelegt und man glaubt gar-nicht was alles möglich ist. Als Entwickler von Aquakulturen, tun sich erstaunliche Erkenntnisse auf, auch wenn Sie nicht immer mit den Tierschutzgesetzen konform laufen.
Der Ausgang -Erstbesatz bestand aus ca. 40Kg Koi, welche im da-vorigen Jahr nur auf Erhaltung gehalten wurde. Sprich: Niedrige Temperaturen und auch dementsprechende sparsame Fütterung. Durch den dadurch geringen Stoffwechsel konnte auch kein Wachstum verzeichnet werden. Ebenso gab es auch keine Gewichtszunahme. Die Fische wurden auch zuvor auf alle vorhandenen Krankheitserreger behandelt. Auch wurde durch die entsprechende Behälterkonstruktion die Ausscheidungen schnellstmöglich aus dem Kreislauf entfernt. Auf die gesamte Konstruktion (der Anlage) jetzt weiter einzugehen, würde den Rahmen sprengen.
Im darauf laufenden Jahr betrug die Wassertemperatur ca.28C° und die Fische wurden mit über 60% Rohprotein-haltigen Futter versorgt, was zu einer Gewicht-Zunahme in 12Monaten auf über 100Kg  zur folge hatte. Das Größenwachstum war in dieser Zeit auch absolut gigantisch.

Die Fische schienen sich durchaus wohl zu fühlen, waren absolut zutraulich und fraßen aus der Hand. Das alles war aber nur möglich, weil eine Rundum-Betreuung gewährleistet war. Dennoch möchte ich auch nicht verschweigen, das es auch zu einen Gau gekommen war. Im Sommer stieg die Temperatur (mal kurzfristig) enorm an und bevor es bemerkt wurde, sind einige Fische in den Fischhimmel abgewandert. Zeigt das wenn die Technik und Kontrollverluste bei solch einer Intensivierung mal versagen, kann es auch dementsprechend schnell mal zu Verlusten kommen. Ähnliche Versuche wurde auch an der Fischereihochschule getestet und zwar mit vergleichbaren Ergebnisse. Finde dazu aber auf die Schnelle keine Hinweise.

Möchte aber darauf aufmerksam machen, das solche Massentierhaltung nur mit absolut Krankheitserreger freien Bestände möglich sind. Hinzu kommt der laufende Wasseraustausch.
 In einem Aquarium ein Fisch-gerechtes Umfeld zu schaffen ist auch nicht immer einfach, sonst gäbe es auch nicht dieses Forum. Wichtig ist dabei die Besatz-dichte und die erforderliche Technik auszuwählen und das zeitliche Überleben (ohne der Technik) mal abzuklopfen. Nicht selten wird der Bogen einfach überspannt und ein möglicher Ausfall führt nicht selten zu einen Totalverlust.

Ein parafreier Fischbestand hat bestimmt seine Vorteile, so werden die Diskus-Fische nicht sofort krank, sollte das Umfeld mal nicht Fisch-gerecht sein. Jeder Fisch -Art reagiert auch etwas anders - empfindlicher. Das gleiche gilt auch für die in Freiheit lebenden Wildbestände. In der freien Natur kommt noch ein sogenannter weitläufiger Aspekt hinzu, so fällt eine Erkrankungsgefahr wesentlich geringer aus, im Gegensatz zum räumlich beengten Aquarium. In einem Aquarium ist letztendlich der Mensch Ursache alles Übel und bekanntlich kaufen wir nicht selten Krankheitserreger gleich mit ein.
Grüße Heribert

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Offline Norgefee

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #22 am: 10-12-2014, 01:55:12 »
Hmmm... Ditmar,

Genau die gleichen Fragen beschäftigen mich ebenfalls. Dazu müsste man wissen, wie groß die Reviere unserer Fische in der Natur für gewöhnlich sind und ob sich, vor allem die Nachzuchten faktisch nicht wirklich im Aquarium besser fühlen. Oder es vielleicht sogar liebgewinnen.

Auf die Gefahr der 'Vermenschlichung' hin, denk ich, daß man schon mitbekommt ob Fische glücklich sind oder nicht. Unsere reagieren zumindest unglaublich schnell auf Veränderungen, auch was außenrum, nicht nur im Wasser geschieht. So gibt es z.B. Personen, die, wenn sie zu Besuch sind einige Fische niemals sehn, weil die sich verstecken. Bei anderen kommen sie alle raus und drücken sich die Nasen an den Scheiben platt. In Tieren steckt um einiges mehr als die meisten von uns ihnen zugestehen wollen...

Das meist Faszinierende bei uns ist der Pleco und sein 'Verhältnis' zu unserem Golden Retriever. Deshalb hat er auch keinen eigenen Namen mehr... er hieß mal Johann.. heut ist er nur noch 'dem Bebbes sein Fisch'  :laugh2: Wenn Bebbes vors Aquarium sitzt und auf eine bestimmte Weise bellt, kommt der Fisch aus seiner Röhre und schaut ihn frontal an. Da sitzen sie dann für mehrere Minuten und sehn aus als ob sie telepathisch miteinander reden. Der Hund japst manchmal als 'Antwort' oder springt zum Fisch hoch, der keinen Muckser macht. Auch wenn wir Essen werden wir grundsätzlich von Bebbes seinem Fisch fixiert. Es waren hier schon Leute da, die nur den Hund und seinen Fisch sehen wollten.

Ich denk auch, daß vor Allem auch die Diskusfische sehr wohl eine Art 'Beziehung' im allerweitesten Sinne zu uns aufbauen. Die reagieren ja ebenfalls sehr verschieden auf verschiedene Personen und andre Tiere. Die Frau eines Kollegen meines Mannes will ich auch deshalb nicht gern bei uns zu Besuch haben. Sie ist wirklich keine schlechte Frau, aber sie hat irgendetwas an sich, das die Tiere nicht mögen. Alle Katzen sind unsichtbar, die Hunde murrig, der Karnickel freiwillig in seinem offenen Käfig und die Hühner am anderen Ende des Grundstücks. Auch die Fische reagieren auf sie und verstecken sich soweit möglich, einer der Diskus wurde mal ganz braun als sie da war.  Nur der eine, aber immerhin...

Auch die Forschung ist ja schon zu überraschenden Ergebnissen gekommen. Die Bücher von Marc Bekoff und Co regen schon zum Nachdenken an...

So alles in allem denk ich, daß das nicht nur an den äußeren wenn auch wichtigen Gegebenheiten liegt ob unsere Fische bei uns besser leben als in der Natur, sondern auch wie unsere Einstellung zu ihnen ist und inwieweit sie an das begrenzte Platzangebot gewohnt sind. Ist ja bei uns auch nicht anders. Manche wollen in der Stadt wohnen, weil sie das lieben, ich dagegen z.B. find es gut, wenn man  nur Nachbarn hat, zu denen man mit dem Auto fährt  :laugh2:

Mit dem Alter hat das sicher auch zu tun... ich merk auch daß ich einfach nachdenklicher werde... Und nach über 20 Jahren im Fernverkehr in ganz Europa vom Nordkap bis Marokko, von England bis Kasachstan, wird mir heute mit knapp 50  schwindelig wenn ich nur das Schild 'Reichsgrenze Norwegen' sehe. Man braucht also auch weniger Platz wenn man älter wird  :haha:

Susanne
« Letzte Änderung: 10-12-2014, 02:01:38 von Norgefee »
 

Offline Norgefee

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #23 am: 10-12-2014, 02:20:48 »
Hier noch eine Schweizer Seite die viele wissenschaftliche Referenzen zum jeweiligen Thema hat... unglaublich faszinierend was unsere Fischen so alles drauf haben. Auch der Abschnitt über Schmerzen ist sehr aufschlussreich. http://www.fischwissen.ch/fischwohl/intelligenz/kognition.html

Susanne
 

Offline Ditmar

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Re: Hätte da mal eine provokante Frage.
« Antwort #24 am: 10-12-2014, 10:16:54 »
Hallo Susanne , Heribert ....

Danke für eure Erläuterungen. :good:
Es könnte bei mir in der Tat mit dem aufhören meines Beruflebens einerseits und andererseits dem immer noch vorhandenem Wissensdrang in Verbindung meiner Berufbedingten analytischen denkweise zu tun haben.
Je mehr Zeit ich mittlerweile zur Verfügung habe über mein seit mehr als 50 Jahren betriebenes Hobby nach zu denken desto mehr beschäftigen mich meine über die Jahrzehnte gemachten Fehler beim halten von Fischen.
Ja es geht meinen Diskus/Altum augenscheinlich gut außer das sie etwas übergewichtig sind.
Aber das bin ich auch.
Doch es beruhigt mich nur in sofern das ich über die Jahrzehnte wenigstens ein bisschen das Gespür für das wesentliche erkannt habe.
Trotzdem ich habe das Gefühl sie werden gezwungen in einer Konservenbüchse zu leben.

Die eigentliche Wende in meinem denken kam durch die kontroverse Diskussion mit Robert , Armin , Josch , ... das da noch einiges im Nebel liegt was es zu bedenken gibt.
Jeder hat da seine eigene Philosophie verfolgt.
Ich habe als Analytiker versucht es mit meinen Erfahrungen zu verknüpfen.
Leider sind mir dabei meine analytischen Mittel ausgegangen und eine große Unsicherheit kam bei mir zum Vorschein.
Damit war der leichte und unbekümmerte Umgang die anmutigsten Süßwasserfische halten zu können vorbei.
Meine Art zu denken und zu handeln scheiterten an der Komplexität die ich mir selbst auferlegt habe.

@Susanne
Das Schmerzempfinden von Fischen hatte ich vor ca. einem Jahr in einer zugegeben drastisch dargestellten Dokumentation gesehen.
Was muss ein ansonsten Tierliebender Angler oder Fischer dabei empfinden wenn ihm bewusst wird was er da dem Lebewesen Fisch abverlangt um mit seinem Hobby/Beruf leben zu können.

@all
Für mich ist noch nicht entschieden ob ich meine Diskus/Altum an ausgesuchte Halter verschenke oder sie den Rest ihres Lebens bei mir verbringen können.
Fest scheint zu stehen das keine neuen großen Fische mehr in meiner Pfütze von 900 Liter mit 2m Länge , siehe Signatur mehr einziehen werden.
Im Gegenteil einige Diskus habe ich schon vor ca. einem halben Jahr abgegeben ohne das Gefühl zu haben sie ersetzen zu müssen.

Meine Restfische haben dagegen nichts zu befürchten da mir hier das Größenverhältnis zu passen scheint.
Sollte es keine Diskus/Altum mehr geben werde ich die Rotköpfe nocheinmal um mindestens 200 Stück aufstocken.

Mein Traumbecken habe ich immer noch nur leider auch die Erkenntnis meine Traumfische nicht mehr darin halten zu können. :verlegen:
Gruß Ditmar
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