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Thema: Erbfestigkeit  (Gelesen 7439 mal)

scareface63

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Erbfestigkeit
« am: 26-08-2012, 11:35:00 »
moin,

da ich es schon im "Bavaria-thread" angesprochen habe-möchte ich es hier noch mal ausführlich diskutieren lassen.

wie erreiche ich eine erbfestigkeit-ohne gesundheitliche einschränkungen, die durch inzucht ja vorprogrammiert ist. (wenn ich mich nicht täusche)
 

Offline Norbert Koch

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Erbfestigkeit
« Antwort #1 am: 26-08-2012, 11:51:12 »
Hallo Rüdiger,

eine Linienzucht bei den Diskusfischen beinhaltet immer eine Zucht mit Geschwistertieren um die gewünschten Eigenschaften "herauszuarbeiten". Dabei wird jedoch hin und wieder durch "frisches Blut" aus anderen Varianten, die ähnliche oder auch andere aber gewünschte Eigenschaften mit sich bringen eine Degeneration des Erbguts (zumindest bei verantwortungsbewussten Züchtern) vermieden. So kann man gezielt die Eigenschaften (z.B. Form, Färbung, Augenfarbe, Saum, etc.) festigen und sorgt durch die gelegentliche Auffrischung für die notwendige genetische Vielfalt.

Durch eine durchdachte Planung bei der Zucht kann man durch das Einkreuzen fremder Tiere mit verschiedenen Paaren bereits im Grundstock der Variante eine hohe genetische Vielfalt erzielen, so dass - eine ausreichend große Anlage vorausgesetzt - die Zuchtpaare für die Folgegenerationen nicht miteinander verwandt sein müssen.

Daher ist es - gerade bei der Zucht neuer Farbschläge - sehr wichtig konsequent Buch zu führen und sehr streng zu selektieren.

Es gibt im Übrigen weitaus mehr Farbschläge, die nicht erbfest sind, als man denken mag.

Und wenn das Zuchtziel erreicht wurde, muss auch immer wieder frisches Blut eingekreuzt werden (sonst verlieren z.B. Rottürkis ihr schönes Rot, beim BlueDiamond ist der Verdauungstrakt degeneriert, usw.).

Oftmals kommen auch "Farbschläge" auf den Markt, die unfruchtbar sind (Red Ica) oder Tiere, die nur durch entsprechendes Futter ihr Aussehen zeigen (Golden Emperor)...
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Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
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scareface63

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #2 am: 26-08-2012, 12:08:31 »
moin Norbert,

ja das mit dem frischen blut war mir bewusst.

aber das hinzubekommen......

Zitat
Durch eine durchdachte Planung bei der Zucht kann man durch das Einkreuzen fremder Tiere mit verschiedenen Paaren bereits im Grundstock der Variante eine hohe genetische Vielfalt erzielen, so dass - eine ausreichend große Anlage vorausgesetzt - die Zuchtpaare für die Folgegenerationen nicht miteinander verwandt sein müssen.

Daher ist es - gerade bei der Zucht neuer Farbschläge - sehr wichtig konsequent Buch zu führen und sehr streng zu selektieren.
.......nenne ich denn schon ein wares meisterwerk-zumindest was den farbschlag angeht. erstrecht bei der farbenpracht eines bavaria.

aber wie konnte das denn mit dem blue diamond passieren, welcher ja zu darmproblemen neigt.
 

Offline Norbert Koch

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Erbfestigkeit
« Antwort #3 am: 26-08-2012, 12:09:17 »
Hallo Rüdiger,

ich habe mit gerade die Zeit genommen und den Beitrag "Die Entstehung der "Bavaria Spotted"-Diskuslinie von Oswald Hanke durchgelesen. Er beschreibt die Entstehung sehr detailliert, geht auch auf die Themen Geschwisterverpaarung und Erbfestigkeit ein und legt dar, warum er sich entschied, diesen Tieren einen Namen zu geben. Ein sehr interessanter Bericht (erschienen in der Ausgabe 27. Jahrgang, Juni 2012, Heft 2).

Obwohl ich den Diskusbrief nicht wirklich mag, findet sich darin doch ab und an mal ein "Schätzchen"!
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Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
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Offline Many

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #4 am: 26-08-2012, 12:13:52 »
Hallo Ruediger,

bei wieviel % ist denn ein Farbschlag erbfest?

Es kommen doch auch bei Tieren aus einer Linie immer wieder Ausreißer vor, sonst gebe es nicht die viel Zahl von Farbschlaegen.

Beim einkreuzen von Fremdtieren sind auch Ueberraschungen moeglich, gerade bei WF.

Ich sehe das nicht so eng. Hauptsache ist und bleibt doch das ein Tier ein selber gefaellt.
Viele Gruesse aus Sea Lake

Many

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Offline Norbert Koch

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Erbfestigkeit
« Antwort #5 am: 26-08-2012, 12:16:21 »
Hallo Rüdiger,

nun - ich denke, ohne jetzt jemandem zu nahe treten zu wollen - dass bei der BlueDiamond-Zucht zu lange auf das Einkreuzen von frischem Blut verzichtet wurde. Das passiert, wenn man auf Biegen und Brechen ein Merkmal festigen möchte und die möglichen Risiken außer Acht lässt.

Ich zitiere hier Oswald Hanke: "Eingeschlichene und manchmal verdeckte Gendefekte sind aus züchterischer Sicht sehr schwer wieder zu entfernen..."

Es wäre wünschenswert, wenn sich hier verantwortungsbewusste Züchter ein Herz fassen und diese Linie wieder unempfindlicher machen...
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Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
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scareface63

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #6 am: 26-08-2012, 12:47:03 »
Hallo Ruediger,

bei wieviel % ist denn ein Farbschlag erbfest?

Es kommen doch auch bei Tieren aus einer Linie immer wieder Ausreißer vor, sonst gebe es nicht die viel Zahl von Farbschlaegen.

Beim einkreuzen von Fremdtieren sind auch Ueberraschungen moeglich, gerade bei WF.

Ich sehe das nicht so eng. Hauptsache ist und bleibt doch das ein Tier ein selber gefaellt.

Moin Many,

deine aussauge bestätigt mir ja jetzt auch mein verdacht, dass eine 100% erbfestigkeit-eben durch die fremdeinkreuzung kaum möglich ist.

deshalb habe ich ja das thema eröffnet, weil ich nicht verstehen konnte, dass es im thread vom Johannes sein bavaria so rüberkam  "ja die sind ja nicht vom Oswald also dürften sie eigentlich nicht bavaria genannt werden" die diskussion is ja dann regelrecht dusselig wenn es sowieso keine 100% erbfestigkeit gibt.

das sie einem auch selber gefallen müssen-wohl war Many-sonst hatte ich sie nicht gekauft-und ich finde Volkmar hat sie sehr schön hinbekommen.
 

scareface63

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #7 am: 26-08-2012, 12:48:54 »
.....@Norbert, danke für den hinweis-werde ich mir mal zu gemüte führen.
 

Offline Jörg Gottwald

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #8 am: 26-08-2012, 13:00:01 »
Hallo Rüdiger
ich weiss nicht was Erbfestigkeit mit einem Namen zu tun haben. Wenn das so wäre, dann hätten Snake Varianten wahrscheinlich lange keinen Namen bekommen
mfg
jörg
 

Offline Robert B

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #9 am: 26-08-2012, 13:00:18 »
Hallo Rüdiger,

100% erbfest wird es wohl nicht geben, aber ist gibt Farbschläge, da kommen vielleicht nur 10 oder 15% raus die ähnlich aussehen wie die Eltern. Das ist ja dann schon ein deutlicher Unterschied zu z.B. 90 oder 95%.
Aber es gibt schon Farbschläge, wie z.B. RT, Kobalt, aber auch einige Pigeonblood Varianten, die ich schon als erbfest bezeichnen würde.

Im Grunde hat Norbert ja schon beschrieben wie es geht, man muß Inzucht betreiben, aber immer wieder mal rechtzeitig frisches Blut einkreuzen.
Ein erfolgsversprechender Weg ist es, mehrere optisch sehr ähnliche, aber genetisch deutliche unterschiedliche Linien zur Verfügung zu haben. Wenn man dann Tiere dieser beiden Linien kreuzt bekommt man oft besonders schöne Tiere. Diese Nachzuchten kann man dann mit den Eltern rückkreuzen um die Linie weiter zu führen.
Man muß bei der Zucht auch immer alle möglichen Aspekte (nicht nur die Optik) im Auge behalten, damit sich keine Fehler einschleichen.

Einige auf dem Markt erhältliche Farbschläge sind nicht nur nicht erbfest, sondern sie sind auch Hybriden verschiedener Diskusarten, z.B. Leopard Snakeskin, und daher werden ihre Nachzuchten früher oder später steril.

PS: Bei der Diskuszucht steckt das Thema noch in der Kinderschuhen. wenn dich das Thema näher interessiert, dann schau dich mal bei anderen Tieren die gezielt gezüchtet werden um,  z.B. Hunden oder Pferden. Da findest du viele Informationen zu den Hintergründen, Theorie und Praxis, sowie zu den positiven als auch negativen Aspekten.

Gruß,
Robert
 

Offline Jörg Gottwald

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #10 am: 26-08-2012, 13:02:25 »
Hallo Robert
man muss auch das nicht Erbfeste positiv sehen , denn ein Teil der "ausfallenden" Tiere sind z.b. bei der Snake und gepunkteten Variante sehr schöne Rot-türkis
mfg
jörg
 

Offline Robert B

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #11 am: 26-08-2012, 13:17:52 »
Hallo Jörg,

ja das kann man auch so sehen. Das sind oft schöne und auch vitale Tiere.

Allerdings würde ich die aus der Snakeskin-Zucht "herausgefallenen" RTs, nicht in eine RT Linie einkreuzen wollen, da die Erbanlagen für gepunktet immer noch da sind. Von daher ist es für einen Züchter wirklich elementar, die Herkunft (Eltern und idealerweise Großeltern) seiner Tiere zu kennen und ein Zuchtbuch zu führen.

Erbfestigkeit ist nicht zwingend eine Voraussetzung für die Namensgebung eines Farbschlages. Aber wenn die Linie nicht erbfest ist, dann muß man zumindest die Merkmale klar definieren, die den Farbschlag ausmachen. Um bei deinem Beispiel zu bleiben, die RTs, die aus einer Snakeskin x Snakeskin Verpaarung "herausfallen" sind mit Sicherheit nicht als Snakeskin zu bezeichnen.

Gruß,
Robert
 

Offline Jörg Gottwald

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #12 am: 26-08-2012, 13:22:33 »
Hallo Robert
ich denke mal das wir das Thema Zucht nicht in den Vordergrund stellen sollten, denn wieviele züchten denn noch
mfg
jörg
 

scareface63

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #13 am: 26-08-2012, 13:47:41 »
moin Robert,
Zitat
PS: Bei der Diskuszucht steckt das Thema noch in der Kinderschuhen. wenn dich das Thema näher interessiert, dann schau dich mal bei anderen Tieren die gezielt gezüchtet werden um,  z.B. Hunden oder Pferden. Da findest du viele Informationen zu den Hintergründen, Theorie und Praxis, sowie zu den positiven als auch negativen Aspekten.

habe bis vor zwei jahren noch gerüst gestellt und mein ehemaliger chef hat eine nicht ganz unbekannte labradorzucht:
http://www.silver-smile.de/Z%C3%BCchter%20und%20Zuchtgedanke

mit ihm war ich erst kürzlich im gespräch über die zucht-nur wenn er es erwähnt, dass eine erbfestigkeit nur durch inzucht gehalten werden kann-ist so manch ein potenzieller käufer abgesprungen.

auch haben wir es weiter durchgesponnen, dass wir menschen so wir wir sind, ja nur durch eine "auffrischung" mit "geraubten blut" erreicht haben.  (kriege, vergewaltigungen. lehnsherrschaft etc.)

ihm ist es auch weltweit als ersten gelungen in einem wurf 8 verschiedene farbvarianten zu ziehen.

denke farbschlag-technisch ist es bei disken noch etwas schwieriger.
 

Offline Norbert Koch

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Re: Erbfestigkeit
« Antwort #14 am: 26-08-2012, 16:00:55 »
Hallo Jörg,

Zitat
ich denke mal das wir das Thema Zucht nicht in den Vordergrund stellen sollten, denn wieviele züchten denn noch

es gibt einige sehr ambitionierte Hobbyzüchter und insofern ist dieses Thema durchaus interessant und relevant.

Zum Einen veranschaulicht es ganz gut, was alles "rauskommen" kann, wenn man wahllos verpaart (das meine ich jetzt natürlich NICHT mit ambitionierter Zucht), zum Anderen zeigt es aber Wege auf, wie man sauber züchtet und wie man Qualitätsstandards einhält bzw. schafft. Nicht umsonst haben die guten Züchter Probleme die Nachfrage zu bedienen, während die Vermehrer ihre Tiere verramschen müssen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema:
Die selektive Zucht basiert auf der Vererbungslehre von Gregor Mendel - manch einer wird sich vielleicht noch an den Biologie-Unterricht erinnern, in dem (zumindest an meiner Schule die Vererbungslehre mit rosa- und weißblütigen Erbsen erklärt wurde...

Die Erforschung dieser Grundlagen von Mendel ist noch heute die Basis für die Zucht von Pflanzen- und Tierarten. Und der von mir verlinkte Wikipedia-Artikel erklärt es anschaulich und gut. :super:
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Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
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