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Thema: Kleine Zuchtanlage  (Gelesen 4549 mal)

Jörch

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Kleine Zuchtanlage
« am: 18-05-2015, 20:19:46 »
Hallo zusammen,
an die Hobbyzüchter unter Euch hätte ich die Frage wie hoch der Pflegeaufwand für eine "kleine, aber feine Anlage" ist, so wie  sie z.B. nach dem Forentreffen bei Thomas beschrieben wurde.
Ich bin voll berufstätig und abgesehen von den Fütterungen spielen sich meine Pflege und Wartungsarbeiten am Wochenende ab.
Habt ich das alles Automatisiert, oder ist die ganze Familie mit am Werk? Habt ihr feste Pläne, nach denen ihr alles organisiert?
Gruß
Jörg
 

Offline Norbert Koch

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Re: Kleine Zuchtanlage
« Antwort #1 am: 18-05-2015, 21:27:05 »
Hallo Jörg,

das Wichtigste und Zeitaufwendigste ist ganz klar das Wasser! Die halbe Miete ist ein fest verrohrter Ablauf und Frischwasser direkt an der Anlage. Je nachdem, ob Du Dein Wechselwasser aufbereiten musst, oder es genügt, das Wasser über einen Kohleblockfilter zu reinigen, sollte diesem Part die größte Beachtung zukommen! Ob Du die Wasserwechsel dann automatisierst (funktioniert i.d.R. nur bei einer zentralen Filterung mit vertretbarem Aufwand) oder ob Du manuell wechselst, ist auch eine Frage des Budgets für die Technik.

Ich persönlich wechsle manuell, da ich jedes Aquarium mit einem eigenen Innenfilter betreibe. Ein 50%iger Wasserwechsel kostet mich effektiv etwa 8 Minuten Zeit pro Aquarium (Mulm absaugen, dann den Ablass öffnen und nachdem das Altwasser abgelaufen ist (meine Bohrungen befinden sich auf halber Höhe des Beckens - so muss ich nicht dabei stehen bleiben) hänge ich den Schlauch in die Klarwasserkammer und drehe ihn auf). Das bei 5 Aquarien und 2 Wasserwechseln pro Woche sind umgelegt auf einzelne Tage rund 12 Minuten pro Tag. Dazu kommt das Füttern (etwa 10 Minuten pro Tag). Also verbringe ich jeden Tag etwas mehr als 20 Minuten mit Pflege und Fütterung.
Das ist aber der Zeitfaktor für Aufzucht von juvenilen Tieren und Haltung. Bei der Zucht erhöht sich der Aufwand auf pro Brut ca. 60-80 Minuten pro Tag. Alles eigentlich vertretbar - allerdings ist es beim Züchten nötig, dass man in regelmässigen Abständen etwa 6 - 10 mal die Zeit zum Füttern findet. Nach jedem Füttern die Futterreste und Kot absaugen und mindestens ein großer Wasserwechsel pro Tag.
Daher ist es mir nur in den Wintermonaten möglich; im Sommer habe ich zu viel mit Garten und Co. zu tun...

Das ist der reine Zeitfaktor. Dazu kommen dann noch nicht unerhebliche Kosten für Futter, Wasser und Energie. Es ist ein wunderschönes Erlebnis eine Brut aufzuziehen, aber es erfordert vieles von Dir (und Deiner Familie - also zumindest Verständnis für das Hobby und die Bereitschaft dazu, auch mal auf Dich zu verzichten).

Wenn Du ein wirklich gutes Zuchtpaar hast (mit guten Anlagen, toller Form, keine vererbbaren Fehler), dass auch noch einem gefragten Farbschlag zuzuordnen ist, sollte es - vorrausgesetzt, Du machst alles richtig bei Wasseraufbereitung, Fütterung und Aufzucht - schon möglich sein, Abnehmer zu finden. Allerdings musst Du Dir dessen bewusst sein, dass Du nur mit sehr viel Glück Deine eigenen Kosten decken kannst.
Du wirst viele "schräge Vogel" kennenlernen, die meinen, Du müsstest Deine Nachzuchten verschenken (Preisdiskussionen sind die traurige Realität) oder die keinerlei Kenntnisse von der Diskushaltung haben. Im eigenen Interesse solltest Du solche Leute freundlich aber bestimmt OHNE Tiere wegschicken! Es wird vorkommen, das Leute trotz Termin nicht erscheinen und es gab auch schon Sachmängel-Klagen von Käufern gegen Züchter (u.a. eine, bei der die Halterin nach mehr als 6 Monaten erkannt hat, dass ihre Tiere angeblich ihr Futter nicht fanden. :hihi:). Wenn Dich das Alles noch nicht erschreckt hat, reden wir jetzt nochmal über die Kosten:
Eine neue Anlage mit allem Drum und Dran für manuelle Wasserwechsel liegt bei einem Neupreis von etwa 3.000,- € (ich unterstelle Dir jetzt mal die 2.500 l als Ziel, die Thomas betreibt). Greifst Du etwas "höher" ins Regal, wird es natürlich teurer. Bei einem automatischen Wasserwechsel und entsprechender Kontrollmechanismen kannst Du nochmal rund 500,- € draufpacken.
Gut isoliert und durchdacht (Zentralheizung, LED-Beleuchtung, etc.) wirst Du mit etwa 50,- € pro Monat für den Strom hinkommen.
Was Dein Wasser kostet weiß ich nicht. Auch kann ich nicht sagen, welche Kosten Dir für die Wasseraufbereitung entstehen; das musst Du selbst kalkulieren. Als grobe Richtung kann Dir diese Liste dienen:
1.) Wassermenge Leitungswasser (auch das evtl. anfallende Osmoseabwasser) in Kubikmeter pro Jahr x Wasserpreis (inkl. Abwasserpreis)
2.) Etwa alle 18-20 Kubikmeter benötigst Du je einen neuen Sediment- und Antivkohlefilter (ca. 50,- €).
3.) Verbrauchskosten für Osmoseanlage oder die Aufbereitung eines Vollentsalzers richten sich nach den Härtelitern. Hier kann Dich Jörg Gottwald gezielter beraten.
4.) Heizung (inkl. Erwärmung des Wechselwassers): Über Zentralheizung ca. 25,- bis 30,- € p.M. , über Strom mindestens 50,- € p.M.
5.) Futter für etwa 150 Jungtiere bis zur Abgabegröße von ca. 10 cm etwa 500,- €.

Immer noch motiviert? Dann suche nach wirklich tollen und auch gefragten Tieren. Möglichst aus unterschiedlichen Zuchten. Ich würde etwa 50 Halbwüchsige mit viel Potential kaufen und sie selbst großziehen und die Paare einander selbst finden lassen (ich bin kein Freund von Zwangsverpaarungen) und leg los!

Wir stehen Dir mit Rat und Tat gerne zur Seite!

Aber Achtung: Es gibt genügend schlechte Tiere auf dem Markt. Achte auf gutes "Zuchtmaterial" und eine gewissenhafte Aufzucht (inkl. der leider notwendigen Selektion fehlerhafter Jungtiere). Und verramsche die Tiere dann nicht! Das hat der Diskus nicht verdient!

Es ne regelmässige Dokumentation Deiner Zucht und gutes Bildmaterial Deiner Tiere erleichtert es Dir, Vertrauen zu bilden und vernünftige Käufer zu finden.

Und jetzt noch ein Schlusswort aus meiner persönlichen Sicht: Ich werde züchten; vermutlich bereits im kommenden Winter. Aber ich werde es mir und den Tieren nicht antun, sie zu verkaufen. Ich werde sehr streng selektieren und die Toptiere dann für mein großes Aquarium selbst behalten. Aber verkaufen werde ich keine Tiere - ggf. werde ich an wirklich gute Freunde welche weitergeben. Fremde und 5,--Euro-Spinner kommen mir jedenfalls nicht ins Haus!
« Letzte Änderung: 18-05-2015, 22:01:00 von Norbert Koch »
Freundliche Grüße aus Bad Aibling

Norbert (Freunde nennen mich Nobby)
Internet: https://nobby-ka.de (schon sehr bald auch mit einem Aquaristik-Bereich)

Beim Betrachten der Natur werden Gefühle geboren... | Japanische Weisheit

Es gibt für alles eine logische Erklärung - man muss nur lange genug danach suchen!
 

Jörch

  • Gast
Re: Kleine Zuchtanlage
« Antwort #2 am: 18-05-2015, 21:46:28 »
Hallo Norbert,
das ist ja mal eine umfassende Antwort.
Besten Dank dafür.
Ich glaube ich bleibe lieber dabei die Tiere bei bestmöglichen Bedingungen zu halten, ohne Zuchtversuche zu unternehmen.
Aber wer weiß, wenn ich in 20 Jahren mal in Rente gehen sollte.....
Viele Grüße aus Lünen
Jörg
 

Offline Thomas Arnemann

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Re: Kleine Zuchtanlage
« Antwort #3 am: 18-05-2015, 21:55:55 »
Hallo Jörg,


Als ich den Umbau meiner Anlage geplant habe, wollte ich das so gestalten, daß am wenigsten Aufwand durch reinigen und "fummeln" entsteht.
Die Filterung läuft über einen Vlies/Sieb Vorfilter dann erst in das Filterbecken. So daß ich das Filterbecken quasi nie sauber machen muß.
Alle zwei Tage wechsle ich das Vlies (60g/m²), das bequemer Weise auf dem Siebfilter von 300µm aufliegt. Bei zwei Filterkreisen ein Aufwand von ca 3min.
Ein - bis zwei mal am Tag läuft per Knopfdruck ca. 200l Frischwasser in die Anlage, gefiltert über einen Carbonitfilter. Das überschüssige Wasser läuft über den Überlauf der Filterbecken direkt in die Kanalisation. Die Scheiben werden innen von meinen L-144 Welsen sauber gehalten, m.E. die besten Saubermänner überhaupt.

das war es im Großen Ganzen.
Fazit: Arbeit so gut wie Keine, dafür mehr Zeit zum In die Becken guggen :zwinker:
Grüße  Thomas
______________
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